Ärzte wollen billigere Pillen

Kassen sollen nur noch günstige Medikamente zahlen – die Patienten den Rest für bessere drauflegen. Das soll Fantasiepreisen der Pharmaindustrie ein Ende bereiten

BERLIN taz ■ Zur Senkung der Ausgaben für Arzneimittel haben jetzt auch die Ärzte einen Vorschlag unterbreitet: Die Krankenkassen sollten künftig nur mehr die Kosten für günstige Medikamente zahlen. Wer ein teureres Medikament haben will, soll aus eigener Tasche dazulegen.

Damit, so glaubt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), könne man erstens bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr sparen und zweitens die Pharmaindustrie zwingen, ihre Preise an diesem „Festzuschuss“ der Kassen auszurichten. Denn schließlich, sagte gestern der Vizevorsitzende der KBV, Leonhard Hansen, „sind wir alle der Preispolitik der Pharmaindustrie ohnmächtig ausgeliefert“.

Die Pillenkosten gelten als Hauptgrund dafür, dass die Kassen zum Jahresende ein Minus von bis zu 1,5 Milliarden Euro erwarten – und die Versicherten eine Steigerung der Beiträge um bis zu 0,4 Prozent auf dann durchschnittlich 14,4 Prozent.

Die Krankenkassen lehnten den Ärztevorstoß gestern ab. Es handle sich, beschied AOK-Sprecher Udo Barske brüsk, „eindeutig um einen Versuch der Ärzte, vom eigenen Versagen abzulenken“. Die Ärzte seien es, die es bislang nicht geschafft hätten, die Sparmaßnahmen der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) umzusetzen. Dazu gehört unter anderem die „aut idem“-Regelung (aut idem: Latein für „oder das gleiche“), wonach ein Arzt seit dem Sommer nur mehr einen Wirkstoff verordnen, der Apotheker dann ein Medikament aus dem „unteren Preisdrittel“ verkaufen soll.

„Vollkommen misslungen“, sagte Ärztefunktionär Hansen gestern dazu. Denn die Pharmaindustrie bringt nun Mittel mit Fantasiepreisen auf den Markt und hebt dadurch den Durchschnittspreis derart, dass alle anderen Medikamente in den Bereich des „unteren Preisdrittels“ fallen. Spareffekt in einem solchen Fall: null. UWI