geläufig Fragt den Hund

„Als ich Wasser holte fiel ein Haus auf mich / Wir haben das Haus getragen / Der vergessene Hund und ich. / Fragt mich nicht wie / Ich erinnere mich nicht. / Fragt den Hund wie“, heißt es in dem Gedicht „Unterm Schutt III“ von Inge Müller. Wenn beinahe zeitgleich „Gesammelte Texte“ und die Biografie einer Autorin erscheinen, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine bekannte Autorin handelt. Doch im Falle Inge Müllers ist das anders. Sonja Hilzinger, die Herausgeberin der Textsammlung, spricht von der „Verschüttung ihrer Autorschaft“. Inge Müller war und ist als die Gattin von Heiner Müller bekannt, sie gilt bei einigen seiner Stücke als Mitarbeiterin, doch vor allem ist sie, die Selbstmörderin, die „Frau mit dem Kopf im Gasherd“, die Müller in „Todesanzeige“, seinem wohl bekanntesten Prosastück, beschrieb. Doch Inge Müller war mehr als bloß Gattin und Muse. Sie schrieb Kinderbücher, arbeitete mit Heiner Müller zusammen an mehreren Stücken, sie schrieb Hörspiele und Texte für das Theater. Ihre Bearbeitung von Viktor Rosows Stück „Auf dem Wege“, die 1964 uraufgeführt wurde, war ein Riesenerfolg. Am 1. Juni 1966 brachte sich Inge Müller um. Zu Lebzeiten war Inge Müller eine der erfolgreichsten Dramatikerinnen der DDR, heute gilt sie als eine der vergessensten Lyrikerinnen. Frauen, wenn sie tot sind, sind plötzlich keine Sozialisten mehr und keine Helden, sondern Opfer. Die Lesung von Müller-Texten im Theater unterm Dach mit der Herausgeberin und der Schauspielerin Petra Hinze jedoch geht respektvoll mit ihrem Erbe um. SUN

Theater unterm Dach, 20 Uhr