vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Dass Maschendrahtzaun so geil aussehen kann, hätte ich nicht gedacht. Aber die parabol ansteigende, dreiteilige Stahlrohrkonstruktion, die Julia Scher in der Galerie Schipper & Krome bis an die Decke hochgezogen und mit Maschendrahtzaun behängt hat, zeigt sich zunächst einfach als ungeheuer geglückte Raumarchitektur. Nicht, dass der Maschendrahtzaun dadurch seinen Schrecken als Signum spießiger Abgrenzungsbedürfnisse verloren hätte. Im Gegenteil. Denn der klaustrophobe Käfig der Künstlerin, deren Arbeiten seit Jahren regelmäßig bei Schipper & Krome zu sehen sind, zielt aufs Ganze: auf den öffentlichen Raum. „Security by Julia XLVI“ thematisiert, wie hier der Wunsch nach Sicherheit (symbolisiert durch rosafarbene Babyschmusedecken, die in das Geflecht eingearbeitet sind) nur fatale Kontrolle (symbolisiert durch Überwachungsmonitore, Livecams und Flutlicht) nach sich zieht. Der andere Minority Report.

Sicherheit scheint auch bei der Berliner Künstlerin Svetlana Heger eine große Rolle zu spielen. Allerdings nur so weit, dass sie offenbar keinen Anstoß erregen möchte. Für die Großfotos, die sie zuzeit in der Hermès-Filiale in der Friedrichstraße zeigt, arbeitet sie wieder einmal als selbstbeauftragtes Model und führt, nackt, bloß und schön, wie sie sich gerne präsentiert, Hermès-Produkte vor. Dass sie den Sattel auf dem Arm trägt und nicht auf dem Rücken, geht in Ordnung. Bei den Seidentüchern allerdings, die sie nur brav um den nackten Körper drapiert, hätte man sich Lustigeres denken können. Wäre mit Hermès aber sicher nicht zu machen gewesen. Also bleibt die Sache so fade wie die angeblich neue Idee, den Namen im Kunstbetrieb als Marke zu etablieren. Ja, was denn sonst?