Harry Potter zahlt die Miete

Ufa-Kinos melden Insolvenz an und verhandeln mit Investor. Die fünf Häuser in Berlin spielen weiter

Die Hitze vom August macht der Kinobranche noch im Herbst schwer zu schaffen. Wegen zu guten Wetters blieben die Besucher weg. Jetzt hat die Kinokette Ufa kein Geld mehr und stellte am Montag einen Insolvenzantrag. Bundesweit 1.000 Voll- und Teilzeitmitarbeiter bangen in 38 Lichtspielhäusern um ihren Job.

Gestern kam der Hamburger Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder nach Berlin und informierte die rund 160 hiesigen Angestellten über die Lage. Knut Edelmann vom Ufa-Gesamtbetriebsrat ist optimistisch, dass die Arbeitsplätze erhalten werden. Der Insolvenzplan könne dem Unternehmen genug Luft verschaffen, um sich zu stabilisieren. Und „bald beginnen die besucherstarken Zeiten“, sagt Edelmann. Die Einspielerlöse der im Dezember anlaufenden Fortsetzungen von Harry Potter und dem Herrn der Ringe sollen die Kette wieder liquide machen.

Als wichtigste Säule des Insolvenzplanverfahrens steht die Verhandlung mit den Immobilieneigentümern um billigere Mieten. Die hohen Mietkosten gelten als das größte Problem der Ufa und bereiten auch den anderen Ketten Probleme. „Auf die Verhandlungen der Ufa bauen auch andere Kinobetreiber“, sagt Ver.di-Gewerkschafter Matthias von Fintel. Die bundesweiten Tarifverhandlungen der Kinomitarbeiter bleiben laut von Fintel von der drohenden Insolvenz unberührt, „sie werden am 17. Oktober fortgeführt“. Die Belegschaften hätten ihren Teil zur Senkung der Betriebskosten bereits in den vergangenen Jahren beigesteuert. 2003 solle das Tarifniveau erhöht werde.

Für die Berliner Kollegen hofft Knut Edelmann, dass sie „ihren Beitrag schon geleistet haben“. „Wir haben in den letzten Jahren viel Blut gelassen“, beschreibt er die Rangeleien mit der Geschäftsführung. Seit Mitte 2000 wurden bundesweit 62 Ufa-Häuser geschlossen. „Mit noch weniger Personal an den Standorten können wir nicht arbeiten“, klagt Edelmann, der das Ufa-Prestigeobjekt „Cubix“ am Alexanderplatz verteidigt. In naher Zukunft, „sobald das Umfeld stimmt“, lasse sich an diesem Standort „richtig Geld verdienen“.

In den riesigen Multiplex-Kinos macht hingegen Guenther Messe vom Filmverband Berlin-Brandenburg die Wurzeln der Misere aus: „Die Bauerei geht nach hinten los.“ Nach der Wende zogen die Kinoketten in Berlin immer größere Häuser hoch, verdrängten Traditonshäuser vom Markt und schaffen es nun kaum, die eigenen Sessel zu belegen. HANNO CHARISIUS