Nobelpreis an Sternenforscher

Amerikaner und Japaner für neue Wege zur Messung der Neutrino-Teilchen geehrt. Ebenso bepreist: Pionier der Spektroskope für Röntgenstrahlen auf Satelliten

BERLIN taz ■ Die Neutrinos sind so ziemlich die scheuesten Teilchen in der Physik und noch dazu schnell wie das Licht. Trotzdem gelang es Forschern, die fast masselosen und elektrisch nicht geladenen Teilchen genau zu vermessen. Dafür verlieh ihnen gestern die schwedische Akademie der Wissenschaften den Nobelpreis für Physik. Das Wissen aus den neuen Messungen habe „unser Bild des Universums verändert“, so die Akademie.

Der 87-jährige Raymond Davis (Uni Pennsylvania, USA) und Masatoshi Koshiba (76 Jahre, Universität Tokio) erhielten die eine Hälfte des Preises. Davis’ Team konnte mit einem 600 Tonnen schweren Detektor in jahrelanger Arbeit 2.000 der kleinen Neutrinos unserer Sonne identifizieren und damit beweisen, dass die Kernfusion in den Sternen in etwa so abläuft, wie Physiker sich das seit langem vorstellen. Koshiba konnte als Erster die Experimente wiederholen und 1987 Neutrinos von einer weit entfernten Supernova messen. Beide wurden seit langem als Kandidaten gehandelt.

Die zweite Hälfte des Nobelpreises ging an Riccardo Giacconi (71), einen gebürtigen Genuesen von der Uni Washington, D. C., weil er der Wegbereiter der modernen Röntgenmessungen in der Astronomie sei, so die Akademie. Röntgenstrahlen aus dem All werden von der Atmosphäre geschluckt. Giacconi plazierte Messgeräte auf Satelliten und konnte so als erster Röntgenquellen außerhalb des Sonnensystems nachweisen. Er erhielt spektakuläre Bilder des Universums in diesem bis dahin unzugänglichen Spektrum der Gammastrahlen – etwa von sterbenden Sternen oder Materie fressenden Schwarzen Löchern.

Morgen gibt es die Preise für Chemie und Wirtschaft. Gestern erhielten zwei Amerikaner und ein Brite den für Medizin. REM