Scharon bleibt hart

Ungeachtet der internationaIen Kritik am Armeeeinsatz im Gaza-Streifen kündigt der israelische Ministerpräsident weitere Militäroperationen an

JERUSALEM taz ■ Lediglich eine „Frage der Zeit“ ist es für Israels Premierminister Ariel Scharon, erneut die Truppen in den Gaza-Streifen zu schicken. Ungeachtet der heftigen internationalen Kritik lobte Scharon die Operation, bei der 14 zum Teil unbeteiligte Palästinenser ums Leben gekommen sind, als „erfolgreich“. Die Wiederholung von Übergriffen aus dem Gaza-Streifen „zwingt Israel zur Aktion“, meinte Scharon, der kommende Woche in die USA reist, gegenüber Vertretern aus Washington. Erst gestern nahm die Armee erneut drei Palästinenser im Gaza-Streifen fest.

Der Tod der 14 Menschen – die Palästinenser sprechen von Frauen und Kindern unter den Opfern – habe in Washington „tiefe Besorgnis ausgelöst“, so der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher. Das Weiße Haus appellierte an Israel, eine „Untersuchung der Umstände“, die zu so einer großen Zahl von Verletzten führten, aufzunehmen sowie „sofortige Maßnahmen einzuleiten, um eine Wiederholung derart tragischer Zwischenfälle zu unterbinden“.

In Gaza demonstrierten mehrere hundert Hamas-Anhänger gegen die palästinensische Polizei. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Sicherheitskräfte lösten die Demonstration auf. Am Montag waren fünf Hamas-Mitglieder von palästinensischen Sicherheitskräften getötet worden.

Gegenüber der Tageszeitung Maariw enthüllte unterdessen ein hoher Armeeoffizier, dass Hamas Listen mit den Namen zu tötender Israelis erstellt habe, darunter vor allem Piloten, Kommandanten und Militärrichter. Die Armee habe in den vergangenen Tagen bereits Maßnahmen zum Schutz der fraglichen Personen ergriffen. Vorbeugend seien zudem mehrere tausend Offiziere mit Videokassetten versorgt worden, in denen Maßnahmen zum Schutz im eigenen Heim erklärt werden. Erst vor wenigen Monaten war vor dem Haus eines Kommandanten ein Sprengsatz entdeckt worden. Der Armee liegen zudem Informationen über die „geplante Entführung“ von trampenden Soldaten vor, meinte die neue Armeesprecherin Ruth Jaron gegenüber der Zeitung. SUSANNE KNAUL