As Time Goes By ...

Die größte Romanze aller Zeiten: „Casablanca“ im ungekürzten Original zum Dreijährigen der Reihe „Play It Again“

Das American Film Institute wählte ihn zum größten Liebesfilm aller Zeiten, ein Publikum unterschiedlicher Generationen und verschiedener Kulturen ist seiner Ausstrahlung verfallen. Casablanca – ein Mythos in Schwarz-Weiß. Worin seine grenzüberschreitende Faszination besteht, ist bis heute Gegenstand sogar akademischer Diskussionen.

Ist es die zur filmischen Ikone geronnene Figur des von Humphrey Bogart gespielten Rick, dessen persönliches Schicksal mit dem Lauf der Weltgeschichte verschränkt ist oder die den Film bestimmende romantische Vorstellung der unerfüllbaren Liebe, die über das Jetzt hinausgehend, als ewige Liebe unsterblich bleibt? Man weiß es nicht und das ist gut so, denn diese Abwesenheit restloser Erklärung trägt wesentlich zum unbestreitbaren Kultcharakter dieses Films bei.

Einer der wegen der verfälschenden deutschen Synchronfassung verbreiteten Floskeln verdankt die von den Hamburger Kinos Zeise, Abaton und 3001 seit 1999 gestaltete Filmreihe ihren Namen. Damals lief unter dem Label „Play It Again“ als erster Film Casablanca und zum dreijährigen Jubiläum der Reihe wird er in der ungekürzten Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Dem kleinen Verleih Neue Visionen ist es zu verdanken, dass ein Film, der schon 60 Jahre alt ist, endlich in der Originalfassung in die deutschen Kinos gelangt.

Am 8. Dezember 1941, nur einem Tag nach dem Angriff auf Pearl Harbor, wurde das Filmscript, das auf dem Stück Everybody Comes to Rick‘s von Murray Burnett und Joan Allison basierte, beim Studio Warner Brothers eingereicht. 1942 entstand unter der Regie von Michael Curtiz der Kassenschlager Casablanca, der aufgrund seiner auf den amerikanischen Kriegseintritt zugeschnitten Story erst am 26. Januar 1943 seinen Kinostart erlebte. An diesem Tag nämlich fand die Konferenz von Casablanca ihren Abschluss, auf der Churchill und Roosevelt sich darüber verständigten, dass der Krieg nur mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans ein Ende finden könne.

Die PR-Strategie ging auf: Das Kinopublikum war begeistert, und Casablanca erhielt drei Oscars, zwei davon für den besten Film des Jahres und für das beste Drehbuch. 1952 kam der Film erstmals in die deutschen Kinos. Um sich auch des hiesigen Erfolgs sicher sein zu können, erstellte der amerikanische Verleih für das Publikum im Adenauer-Deutschland eine speziell auf die deutsche Nachkriegspsyche zugeschnittene Fassung. Kurzerhand entfernte man sämtliche „Nazi-Szenen“ und in der Synchronfassung wurde aus dem tschechischen Widerstandskämpfer Laszlo der norwegische Atomphysiker Larsen, der nicht aus einem Konzentrationslager, sondern aus einem Gefängnis geflohen ist.

Erst in den siebziger Jahren lief in der ARD eine ungekürzte und dem Original entsprechende Synchronfassung. Trotz dieser traurigen Reverenz an die deutsche Zeitgeschichte hat auch hierzulande das Melodram um Rick, Ilsa und Victor Lazslo mit dem ewigen Evergreen „As Time Goes By“ über Jahrzehnte hinweg das kollektive Bewusstsein geprägt, und es dürfte einem Ritual gleichkommen, sich die jetzt laufende Originalfassung anzusehen.

Matthias Seeberg

Do, 22.30 Uhr + Fr, 17 Uhr, Abaton: Sa + So, 18 Uhr, 3001; Di, 17 Uhr + Mi, 22.30 Uhr, Zeise