Mit einem Atomklo durch Rodenkirchen

Mahnwachen in der Nacht: Größter Castor-Transport rollt ungebremst. AKW Unterweser liegt noch lange still

Mit Mahnwachen unter anderem in Rodenkirchen, Oldenburg, Münster und Leer haben Atomkraft-GegnerInnen gestern am frühen Morgen gegen den größten Castor-Transport aller Zeiten protestiert. In Oldenburg wiesen GreenpeacerInnen an einem Bahnübergang auf den mangelnden Katastrophenschutz bei Atommüll-Transporten hin. Bei einem schweren Castor-Unfall seien die Städte völlig hilflos, kritisierte Sprecher Matthias Lange. Die Katastrophenschutzpläne, so es sie denn gäbe, unterschieden sich meist nicht von denen für Hochwasser.

„Wenn ein mit Atommüll beladener Castor-Behälter bei hoher Geschwindigkeit kollidiert, wird er undicht“, sagte Lange. „Auch bei einem längeren Feuer mit höheren Temperaturen tritt Radioaktivität aus.“ Dann müssten die BewohnerInnen in einem Umkreis von sechs Kilometern evakuiert und der Boden ausgetauscht werden.

Bereits am Mittwochabend tourte die örtliche Bürgerinitiative „Aktion Z“ mit einem Autokorso und einem überdimensionalen „Atomklo“ durch die Innenstadt von Rodenkirchen – Motto: „Alles rein ins Strahlenklo, das bleibt 1.000 Jahre so“. Polizei und Bundesgrenzschutz erteilten mehreren Personen Platzverweise, weil sie sich den Gleisen genähert hätten.

Insgesamt waren elf Castor-Behälter mit hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen aus den norddeutschen AKW Brokdorf, Brunsbüttel, Krümmel, Stade und Unterweser/Esenshamm zunächst nach Süddeutschland gerollt. Von dort sollen sie zusammen mit fünf weiteren Atommüll-Containern zu den „Wiederaufbereitungsanlagen“ im französischen La Hague und britischen Sellafield fahren. Ein „Rücktransport“ von Atommüll aus La Hague in das Zwischenlager in Gorleben wird Mitte November erwartet.

Das AKW Unterweser wird nach Informationen der „Aktion Z“ wahrscheinlich noch längere Zeit abgeschaltet bleiben. Grund ist ein vom Betreiber Eon zunächst angeblich verschwiegener Brand des Generators, der im September eine Notabschaltung des AKW ausgelöst hatte. Jetzt sucht das Unternehmen händeringend nach Ersatz: Die Produktion eines neuen Generators dauert zwei Jahre. sim