Zimmers Zeit läuft

PDS-Vorsitzende bekommt von allen Seiten Druck,will beim Parteitag in Gera aber nicht kampflos gehen

BERLIN dpa ■ PDS-Chefin Gabi Zimmer verliert weiter an Rückhalt, will ihr Amt aber nicht kampflos aufgeben. Mehrere einflussreiche PDS-Politiker übten gestern Druck auf sie aus, beim Parteitag am Wochenende in Gera auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass sie im Vorstand keine Mehrheit für ihren Leitantrag hat. Zimmer selbst machte deutlich, dass sie sich der Gegenkandidatur von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch stellen will.

Allerdings hielten sich hartnäckig Spekulationen, dass sich als „dritte Lösung“ der bisherige Bundestagsfraktionschef Roland Claus um den Vorsitz bewerben könnte. Dann würden weder Zimmer noch Bartsch ihren Hut in den Ring werfen, hieß es. Exparteichef Lothar Bisky forderte, die „Zerfleischung“ zu beenden. Claus war bislang als neuer Bundesgeschäftsführer bei Zimmers Wiederwahl gehandelt worden. Bartsch soll ihn inzwischen aufgefordert haben, sich zu entscheiden, unter wem er das Amt übernehmen würde.

Sachsen-Anhalts PDS-Chefin Rosemarie Hein sagte, Zimmer habe merklich an Glaubwürdigkeit verloren. Es sei bedenklich, dass sie für ihren Leitantrag nicht einmal im Vorstand eine Mehrheit gehabt habe.

Die scheidende Bundestagsabgeordnete Angela Marquardt sagte Radio Eins, sie finde die „Variante Bartsch immer noch besser als die Variante Zimmer“. Die Partei habe es über Jahre versäumt, eine ordentliche Personalentwicklung zu machen. „Es wurde immer mehr auf die Alten Rücksicht genommen. Das fällt ihr jetzt auf die Füße.“

Der bisherige PDS-Vizefraktionschef Wolfgang Gehrcke kündigte seine Kandidatur für den Vorstand an – gleich wer Chef wird. „Der Platz zwischen den Stühlen ist unbequem, aber manchmal nötig.“ Er wolle nicht, dass die PDS „in unversöhnliche Lager zerlegt wird“.