Orden für alle Tapferen

Der Wahrheitklub-Vorstand tagt heute öffentlich auf der Frankfurter Buchmesse

Die folgende Mitteilung des Wahrheitklub-Vorstands darf nur von Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es strengstens untersagt, den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen.

Der vierköpfige Wahrheitklub-Vorstand hat bei einem ordnungsgemäßen Treffen am 28. September 2002 beschlossen, dass auch in diesem Jahr wieder eine öffentliche Vorstandssitzung auf der Frankfurter Buchmesse abgehalten wird. Dazu entsendet der Wahrheitklub-Vorstand den Vorstandsvorsitzenden ©Tom, den Exilvorstand Carola Rönneburg, den Exekutivvorstand Michael Ringel und selbstverständlich den LAMINATOR nach Frankfurt am Main. Heute, am Samstag, werden sie sich ab 14 Uhr in der Halle 3.1 am taz-Stand B 148 einfinden. Wahrheitklub-Mitglieder müssen ihren Wahrheitklub-Ausweis bereithalten und ihr Wahrheitklub-Abzeichen deutlich sichtbar mitführen. Zigarre rauchen ist Pflicht. Achtung, es kann zu Gedichtvorträgen kommen!

Erster Programmpunkt der öffentlichen Wahrheitklub-Vorstandssitzung wird das Thema „Litorales Litauen“ sein. Zunächst wird der Vorstand die von den Mitgliedern als Geschenk überreichten Zigarren anzünden. Dann wird der selbst gekelterte Kartoffelwein, den der Botschafter der Republik Litauen in Deutschland, Seine Exzellenz Prof. Dr. Vaidievutis Geralavicius, der Wahrheit für ihre Verdienste um die Bekanntwerdung Litauens angeblich überreichen will, in einem beispiellosen Selbstversuch verköstigt werden. Wenn die hochbrisante Mischung aus Kartoffelwein und Zigarren es zulässt, erhalten Vollmitglieder nun die Gelegenheit, sich an der Wahrheit-Diskussion über den gemeinen Litauer und seine Liebe zu Hühnern, Schafen und Pferden zu beteiligen.

Anschließend wird der Vorstand über die Relegation von Mitgliedern wegen Mundfaulheit, Respektlosigkeit oder ähnlicher Delikte entscheiden. Da der Wahrheit-Klub bereits seit drei Jahren die vom Vorstand festgelegte Obergrenze von 1.500 Mitgliedern erreicht hat, werden nur noch Nachrücker auf verwaiste Mitgliedsnummern akzeptiert. Neue Mitgliedsausweise werden nur noch in Notfällen ausgestellt.

Wie in jedem Jahr wird auch beim heutigen Treffen ein ordentlicher Bauchwettbewerb durchgeführt. Die Wahrheitklub-Mitglieder werden vom Vorstand in Augenschein genommen, um ihre Rundungen zu überprüfen. Das gelungenste Wachstum wird mit dem Titel „Bauchwettbewerbgewinner“ belohnt. Alle Kandidaten hoffen, dass die irische Elfe in diesem Jahr endlich einmal fehlen wird: Ralf Sotscheck, der traditionelle Titelverteidiger, könnte dann von anderen Bauchkandidaten überrundet werden.

Wichtigster Programmpunkt wird die erste Wahrheit-Ordensverleihung sein, die unter dem Motto steht: „Orden für alle – alle, die es verdient haben“. In diesen schweren Zeiten will die Wahrheit ein Zeichen setzen: Alle reden von der großen Krise, wir reden von Tapferkeit. Während jammernde und heulende Verleger und Autoren über die Buchmesse schleichen, werden die krisenerprobten Wahrheitklub-Mitglieder der versammelten Schniefwelt zeigen, wie man sich Mut macht: mit Orden. Denn Orden zieren jede Brust. Orden sind einfach schön, besonders wenn man sie verdient hat. Und Orden verdient hat die Wahrheit allemal, da sie gerade von rabiaten Litauern bedroht wird. Die Litauer können offenbar die Wahrheit-gemäße Berichterstattung über ihr belangloses Land nicht ertragen und haben nun in ihrer gewohnt unverschämten Art angekündigt, die Wahrheit-Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse massiv zu stören.

Wahrheitklub-Mitglieder, die sich einen Orden an die Brust heften möchten, sollten also den Vorstand gegen diese Litauer verteidigen. Zudem sollten sie nachweisen, was sie im zurückliegenden Jahr Tapferes geleistet haben. Der Wahrheitklub-Vorstand wird diese Leistungsberichte wohlwollend einschätzen – getreu der Devise des Wahrheitklubs: „Ridentem dicere verum“.