Favoritenschreck entgeistert

Gegen Bayern München haben die HSV-Frauen ihren Ruf als Pokalschreck eingebüßt. 0:4-Niederlage im DFB-Pokal setzt dem Spuk von der Hagenbeckstraße ein Ende

Es ist noch alles offen. In der zweiten Halbzeit spielen wir auf unser Tor.

Schluss mit der Geisterstunde. Jetzt ist auch in der Hagenbeckstrasse wieder Fußballalltag angesagt, nachdem die HSV-Frauen einen unheimlichen Erfolg nach dem anderen im DFB-Pokal feiern konnten. In der vergangenen Saison erschreckten die Hamburgerinnen reihenweise favorisierte Gegnerinnen und feierten mit dem überraschenden Einzug in das DFB-Pokalfinale den größten Erfolg der Abteilungsgeschichte. Auch in diesem Jahr schickten sich die zwischenzeitlich in die Regionalliga abgestiegenen weißgewandeten HSV-Kickerinnen an, mit einem Erstrundensieg gegen die Vizemeisterinnen aus Potsdam zum Schreckgespenst des DFB-Pokal zu werden.

Der FC Bayern München trieb die guten Geister von der Hagenbeckstrasse nun davon. Im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs liefen die Gäste dermaßen unterkühlt auf, dass keiner der ZuschauerInnen daran glauben mochte, mit ein bisschen Spuk das Viertelfinale erreichen zu können. Neben wirklich schreckhaften Momenten im Spiel fehlten dem HSV auch zwei Gespenster. Abwehrschreck Tanja Vreden musste rotgesperrt von außen miterleben wie Tanja Ossadnik „ziemlich auf sich alleingestellt“ (Vreden) im Sturm versuchte die Bayern zu verunsichern. Vanessa Schröer wird nach ihrem Kreuzbandriss erst im nächsten Jahr wieder gegnerische Stürmerinnen gruseln.

Die bayrischen Spielerinnen nutzten die aus den erforderlichen Umstellungen resultierenden Verunsicherung des HSV von Beginn an und setzte die Hamburgerinnen mit druckvollem Spiel in der eigenen Hälfte fest. In der 34. Minute fiel zwangsläufig das erste Tor für die Münchnerinnen durch Susanne Eigner. „Wir haben im Mittelfeld nicht gut gearbeitet und waren in der Abwehr nachher überlastet, weil wir offener spielen lassen mussten“, ärgerte sich HSV-Trainer Andrew Pfennig nachdem er es in der zweiten Halbzeit offensiver versuchen ließ.

Vielleicht hat er sich da zu sehr auf sein Ober-Gespenst Vreden verlassen, die noch in der Halbzeit ankündigte, dass „noch alles offen ist“, da man gegen Potsdam ebenfalls zurücklag. „Jetzt spielen wir auf unser Tor“, glaubte sie noch an Übernatürliches. Leider durfte sie nicht mitspucken. OKE GÖTTLICH

HSV: von Lanken - Gärtner, Schulz, Carlson - Rohde, Carbow, Saländer, Kameraj, Cohn, Haye - Ossadnik

Bayern München: Francke - Notbom, Urbancova, Loderer, Kierner, de Pol - Eigner, Wörle, Spieler - Aigner, Scasna

Tore: 0:1 Eigner (34. min.), 0:2 und 0:3 Scasna (54., 65.), 0:4 Aigner (72.)