„Feige und barbarisch“

Die Regierung Australiens verurteilt den Anschlag von Bali und kündigt eine Überprüfung der Antiterrorvorkehrungen an

SYDNEY taz ■ In Australien haben die Bombenanschläge von Bali einen Schock ausgelöst. Mindestens 40 Landsleute liegen verwundet in den Krankenhäusern Balis, das für die Australier das Ferienziel Nummer eins ist. Wie viele Australier unter den 182 Toten sind, ist noch nicht bekannt. Regierungskreise sprechen von „dutzenden“. Viele Leichen werden voraussichtlich nicht identifiziert werden können.

„Der Terrrorimus ist nun auch in Australien angelangt“, beklagte der außenpolitische Sprecher der australischen Labour-Fraktion, Kevin Rudd. Der konservative Premierminister John Winston Howard verurteilte den Terrorakt, der vom australischen Geheimdienst einer islamischen Extremistengruppe mit Verbindung zu al-Qaida zugeschrieben wird, als „feige und barbarisch“.

Howard ordnete gestern eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen an. Nach vorherigen Warnungen seien Schlüsselanlagen des Landes wie der Atomreaktor in Sydney, Kraftwerke, Ölraffinerien und Gaspipelines potenziell bedroht. Für heute hat der Premier eine Sitzung des Sicherheitskomitees der Regierung einberufen, um eine Überprüfung der Antiterrorvorkehrungen einzuleiten.

Inzwischen hat der Regierungschef wegen der Überforderung der überfüllten Krankenhäuser ein Lazarettflugzeug und ein Transportflugzeug der Luftwaffe nach Bali geschickt, um die australischen Schwerverwundeten zu behandeln und – falls erforderlich – nach Australien auszufliegen. Die besten Krankenhäuser Australiens sind in Bereitschaft versetzt worden, die Evakuierten aufzunehmen. Die australische Fluggesellschaft Qantas hat Sonderflüge eingesetzt, um alle australischen Touristen von Bali heimzubringen. Das Außenministerium in Canberra hat Bali als für australische Touristen out of bounds abgestempelt.

Nach einem Telefongespräch mit seiner indonesischen Kollegin Megawati Sukarnoputri wird Howard Geheimdienstagenten und Ermittler nach Bali entsenden, um den indonesischen Behörden bei der Fahndung nach den Tätern zu helfen. BORIS B. BEHRSING