lokalkoloratur

Anfangs als Nachwuchs-, später dann als Oberstaatsanwalt verfolgte er Naziverbrecher und wurde dafür von gutbürgerlichen SS-Kameraden mit dem Tode bedroht. Er schreibt seit Jahrzehnten Filmkritiken und Essays für zahlreiche Medien, darunter auch für diese Zeitung. Er arbeitet fürs Fernsehen und spielt so gern wie unregelmäßig Theater, obwohl er von sich behauptet, Schwierigkeiten mit dem Auswendiglernen der Texte zu haben. Er dozierte an mehreren Hochschulen über die Rezeption des Mainstreamfilms – und stand selbst immer wieder vor der Kamera, so weit abseits des Mainstream, wie es ging: Bei Lars von Trier, Peter Kern oder auch (und immer wieder) bei Christof Schlingensief, dem er vor ein paar Jahren sogar half, belichtetes, vermeintlich pornografisches Filmmaterial aus Simbabwe herauszuschmuggeln. Für das seit Jahren jungenhaft-aufmüpfige Mülheimer Ex-Enfant terrible des Theaterbetriebs aß er Weingläser und trug Uniformen, ob in der Berliner Volksbühne oder dem „Chance 2000“-Wahlkampf-Zirkuszelt. Unlängst erst veröffentlichte er seine Erinnerungen in Buchform, so bewegt und Haken schlagend wie das Leben, von dem sie berichten. Heute wird Dietrich Kuhlbrodt 70 Jahre alt. Glückwunsch nach Blankenese. aldi