Viel Fun mit den Kid Guards

An der Grundschule Delfter Straße begeisterte ein Schülerlotsendienst. Der Senator prüft die Idee

Der Herr Senator hatte nicht viel Zeit. Mit fliegenden Rockschößen wehte Willi Lemke (SPD) gestern Nachmittag ins Rathaus-Foyer, um sogleich den Kopf des Drittklässlers Kevin zu tätscheln. „Na, Delfter Straße?“, fragte Lemke rhetorisch. Kevin nickte stolz. Er besucht die Grundschule Delfter Straße und war zusammen mit anderen Schulkindern und Eltern gekommen, um dem Bildungssenator 300 Unterschriften zu überreichen. Ihre Forderung: Die Kid Guards, die in den ersten vier Wochen des neuen Schuljahrs an der Delfter Straße getestet wurden, sollen an der Schule bleiben dürfen.

Die anglizistisch verbrämte Idee zu der Schulkinderbetreuung stammt von den Betreibern der Kampfkunstschule Bremen. Geht es nach ihnen, sollen künftig an allen Bremer Grundschulen Kid Guards Lotsendienste auf den Schulwegen übernehmen, als Spielebetreuer und Animateure fungieren, Kinder vor Repressalien schützen, sie zu Ausflügen oder ins Schullandheim begleiten sowie Lehrer bei der Pausenhofaufsicht unterstützen.

Kostenlos zu Kid Guards ausgebildet werden sollen primär Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. In der Kampfkunstschule sollen ihnen Selbstverteidigung, Rettungsschwimmen, aber auch Pädagogik beigebracht werden. Gerade junge Leute ohne berufliche Perspektive sollen über eine verantwortungsvolle, gewaltpräventive Tätigkeit ihr Selbstwertgefühl steigern können. Den Probelauf an der Huchtinger Grundschule absolvierten jedoch – mangels bislang ausgebildeter Kid Guards – Erwachsene, die ihren Jahresurlaub opferten.

„Der Bremer Bildungssenator hat bereits versichert, er werde sich für das Projekt einsetzen, sofern es kostenneutral bleibe“, hatten die Eltern vorab wissen lassen. Jetzt, Aug in Aug mit dem Politiker, entwickeln sie viel Phantasie: Vielleicht kann ja die Sozialsenatorin Geld locker machen? Oder Zivis als Guards einsetzen? Willi Lemke trat erst mal auf die Bremse: Er werde erst einmal einen Erfahrungsbericht von Schulleiter Uwe Stellmann anfordern. Außerdem müsse die Polizei mit solch einer „outgesourcten Sicherheit“ einverstanden sein. Und die Guards dürften auch nicht in Uniform oder im Kampfsportanzug daherkommen. Erst wenn das alles in Ordnung sein sollte, stelle sich die Frage der Finanzierung: „Und beim Geld muss man dann kreativ sein.“ Markus Jox

Weitere Informationen unter www.kid-guard.de