Terrorversicherer sucht Kunden

Gegen Schäden durch Terroranschläge können sich neuerdings auch in Deutschland Unternehmen versichern lassen. Der Spaß ist allerdings teuer, die Versicherung gilt nur begrenzt und nur im Falle eines Anschlags auf deutschem Boden

aus Köln DIRK ECKERT

Die Versicherung ist nicht ganz billig: 6.250 Euro beträgt der jährliche Mindestbeitrag. Dafür zahlt die Extremus AG seit vergangener Woche im Versicherungsfall aber auch bis zu 25 Millionen Euro Schadenersatz – falls ein Unternehmen Ziel eines Terroranschlags wurde. Extremus ist Deutschland jüngste Spezialversicherung, ein Jahr nach den Anschlägen in New York und Washington ins Leben gerufen.

Denn nach dem 11. September fand sich plötzlich kein Versicherungsunternehmen mehr, das für Schäden oberhalb einer Versicherungssumme von 25 Millionen Euro aufkommen wollte. Das traf vor allem große Unternehmen, die vorher gegen Terrorrisiken zumeist im Rahmen der Industriepolicen versichert waren.

Bei der Definition von Terrorismus habe sich Extremus an branchenübliche Definitionen angelehnt, sagt Extremus-Mitarbeiter Friedel Papmeyer. So zahlt das Unternehmen zum Beispiel im Fall von „Anprall oder Absturz von Luftfahrzeugen oder Flugkörpern sowie Fahrzeugen aller Art, ihrer Teile oder Ladung“, wenn es sich um einen „Terrorakt“ handelt. Der wird so definiert: „Terrorakte sind jegliche Handlungen von Personen oder Personengruppen zur Erreichung politischer, religiöser, ethnischer oder ideologischer Ziele, die geeignet sind, Angst oder Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten und dadurch auf eine Regierung oder staatliche Einrichtungen Einfluss zu nehmen.“

An der in Köln ansässigen Extremus AG ist die Crème de la Crème der deutschen Versicherungs- und Finanzwirtschaft beteiligt, darunter Allianz, Deutsche Bank, Gerling und Gothaer. Insgesamt sind es fünfzig Firmen, die zusammen 3 Milliarden Euro Rückversicherungskapazität bereitgestellt haben. Reicht das nicht, springt der Staat mit bis zu 10 Milliarden Euro ein. Damit liegt die Deckungssumme bei 13 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Schäden durch den Anschlag auf das World Trade Center werden inzwischen auf 40 Milliarden Dollar geschätzt.

Auf die viel beschworenen Selbstregulierungskräfte des Marktes wollte sich die Wirtschaft angesichts solcher Größenordnung lieber nicht verlassen. „Nur Staat und Wirtschaft gemeinsam konnten diese neue Aufgabe bewältigen“, sagte GDV-Präsident Bernd Michaels. Er sei „stolz, dass es in wirtschaftlich nicht einfachen Zeiten der Branche gelungen ist, diese beachtliche Kapazität aufzubringen“. Zur staatlichen Beteiligung gibt es auch nach Ansicht von Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle keine Alternative. Der Manager: „Wir müssen alle daran interessiert sein, dass die Risiken weiter versicherbar bleiben. Und wenn es um extrem große Dimensionen eines Terrorkriegs geht, der politisch motiviert ist und sich nicht gegen einzelne Unternehmen richtet, muss auch der Staat seinen Beitrag leisten.“

Nicht alle sind jedoch vom Erfolg von Extremus überzeugt. „In der Industrie gibt es eine deutliche Skepsis gegenüber der Terrorversicherung“, verlautet aus dem Bundesverband der Deutschen Industrie. Bemängelt wird u. a., dass die Versicherung nur Schäden in Deutschland abdeckt, nicht europaweit.

Papmeyer widerspricht: Eine wenigstens EU-weite Regelung wäre zwar „wünschenswert“, doch dafür müssten die unterschiedlichen Systeme der einzelnen Mitglieder erst einmal miteinander in Einklang gebracht werden. In Frankreich beispielsweise haftet der Staat nach wie vor in unbegrenzter Höhe.