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Konzentrationsprozesse: Die Sparkasse will ihre TSC-Anteile loswerden. Möglicher Käufer: KPS, der gerade schon „get.go“erworben hat

„Der Markt wird dem Stärkeren den Weg bahnen“

Jetzt ist es offiziell: Die Bremer Sparkasse will sich von ihrem 50-Prozent-Anteil am Ticket Service Center (TSC) trennen. „Wir wollen möglichst bald verkaufen“, bestätigte Sprecher Hans-Joachim Genzmer. „Einziger Gesprächspartner“ in dieser Angelegenheit sei Klaus-Peter Schulenberg.

Schulenberg ist über die europaweit auf dem Ticketmarkt agierende CTS Eventim (Hauptsitz: München, Jahresumsatz 157 Millionen Euro) bereits im Besitz der weiteren Gesellschafteranteile. Nachdem er noch vor wenigen Jahren auf dem regionalen Ticketmarkt kaum einen Fuß auf dem Boden hatte, bietet sich ihm nun die Gelegenheit, das ehemals städtische TSC, das in den 80er Jahren durch eine Initiative des Theaters am Goetheplatz entstand, zu 100 Prozent zu übernehmen.

Die Sparkasse äußert sich derzeit nicht zu der Frage, ob sie vom Verkauf ihrer Anteile mehr als einen symbolischen Euro erwartet – sie rechnet jedenfalls „nicht gerade mit einer Riesensumme“. Warum sie überhaupt verkauft? Das Ticketing gehöre nicht zum Kerngeschäft, außerdem verweist die Sparkasse auf ihr regionales Profil, wodurch das gemeinsame Geschäft mit dem „Global Player“ CTS Eventim offenbar nicht mehr als sinnvoll erscheint. Das TSC fungiert bereits heute als regionales Fenster der CTS Eventim – ein Modell, das Schulenberg auch andernorts erfolgreich fährt: Vor kurzem hat er der Karlsruher Sparkasse das System „Ticket S“ abgekauft, mit dem er nun im badischen Raum operiert.

Nach eigenen Angaben ist die börsennotierte CTS Eventim mit 30 Millionen verkauften Tickets pro Jahr europaweit Marktführer. Allerdings befindet sich die Aktie, die Anfang 2000 mit einem Kassakurs von über 25 Euro startete, im stetigen Sinkflug. Aktuell ist sie bei etwa 1,50 Euro angelangt. Trotzdem äußerte sich TSC-Geschäftsführer Frank Dost positiv zu einer möglichen kompletten Übernahme: „Unter dem Dach von Eventim sind wir sehr gut aufgehoben.“ Nach seinen Angaben hat das TSC „zwischen Elbe, Ems und Küste“ gegenüber dem seit kurzem existierenden „Nordwestticket“ eine 70- bis 80-prozentige Marktführerschaft – was noch großzügig geschätzt sein dürfte.

Dost weiß: „Der Markt wird dem Stärkeren den Weg bahnen.“ Der „Stärkere“ – also Schulenberg – hat in der Tat gerade die Voraussetzungen dafür geschaffen, auch seine Position im Online-Markt auszubauen. Mit „get.go“ hat er dieser Tage den zugriffsstärksten Internet-Ticketshop auf dem deutschen Markt übernommen. In den zwei Jahren seines Bestehens hat das von der Hamburger Parklane Internet AG entwickelte Unternehmen bereits 250.000 Tickets verkauft.

Auch der Zeitpunkt für die komplette Übernahme des TSC könnte günstig sein. Allerdings wendet sich Dost vehement gegen Gerüchte – zuletzt von Verhandlungen über eine angeblich erforderliche Erhöhung des TSC-Gesellschafterkapitals –, nach denen das TSC roten Zahlen entgegensteuere. Dost: „Wir sind ein gesundes Unternehmen.“ Auch Schulenberg bezeichnete Anderslautendes als „absoluten Unsinn“.

Verschiedene Einschätzungen der Prosperität des TSC waren auch nach Abschluss des Kaufvertrags zwischen der städtischen HVG und Schulenberg aufgetaucht. Schulenberg erklärte, dass das Unternehmen weniger wert sei, als die ihm zuvor übermittelten Wirtschaftsdaten hätten vermuten lassen – und weigerte sich entsprechend, den vor anderthalb Jahren vereinbarten Kaufpreis von 1,3 Millionen Mark zu bezahlen. HB