geläufig Aus seiner Unmündigkeit

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ So steht es bei Immanuel Kant, und damit hat er Recht. Wer seinen Verstand an der Garderobe oder an der Wahlurne abgibt, für den wird von anderen mitgedacht. Aber um denken zu können, müssen auch einige Voraussetzungen gegeben sein. Ohne Inhalte wird sich auch bei noch so großer Anstrengung im Hirnkastkl nichts abspielen. Das sieht man leider viel zu häufig. Um sich den heutigen Denkanstoß zu holen, empfehlen wir an dieser Stelle einen Klassiker des aufklärerischen Theaters: „Nathan der Weise“ von Lessing. Gegeben wird er im Berliner Ensemble. Die Frage, welche Religion die bessere sei, war nicht nur im 18. Jahrhundert aktuell, sie ist es leider immer noch. Für einen Atheisten ist die Frage leicht zu beantworten: keine. Dieselbe Antwort geben übrigens auch aufgeklärte Gläubige, denn wenn es einen Gott gibt, dann müsste er alle Menschen gleich behandeln, da er sie gleich geschaffen hat. Wer etwas anderes behauptet, kann sich das heutige Stück übrigens sparen. Und weiter seinen Verstand am Haken hängen lassen.LAB

Berliner Ensemble, 19.30 Uhr