Vernehmungen, aber keine Verhaftungen

Eine der zwei Bomben auf Bali bestand aus Plastiksprengstoff. Konkrete Spuren zu den Attentätern gibt es nicht

BERLIN taz ■ Laut Indonesiens Geheimdienstchef Hedropriyono ist bei einer der zwei verheerenden Bomben in Kuta Plastiksprengstoff benutzt worden. „Ja, eine der zwei war aus C4“, sagte er der Agentur AFP während des Besuches eines Krankenhauses in Bali. „Diese Information wurde nicht formal bekannt gegeben“, räumte Hedropriyono ein.

Die Benutzung von Plastiksprengstoff lässt auf sehr gut organisierte Täter mit möglichen Kontakten ins Militär schließen. Laut dem Geschäftsführer der Australian Defence Association, Michael O’Connor, könnten indonesische Militärs den C4-Sprengstoff an militante islamistische Gruppen wie „Laskar Dschihad“ gegeben haben. „Es gibt Fraktionen im Militär, die Laskar Dschihads Pläne unterstützen, Indonesien in einen islamistischen Staat zu verwandeln“, sagte O’Connor der australischen Agentur AAP. Doch kämen auch Unterstützer von al-Qaida infrage. In der Vergangenheit war Laskar Dschihad in Indonesien vor allem durch die Entsendung islamistischer Kämpfer zu den Molukken aufgefallen, die auf der Inselgruppe christliche Milizen bekämpften. Bisher verfügte die mutmaßlich von Militärs initiierte Gruppe nicht über die Fähigkeit zu verheerenden Anschlägen.

Die indonesische Polizei verhörte gestern zwei Männer. Einer soll bei den Anschlägen anwesend gewesen sein. Der zweite stehe in Verbindung zu jemand, dessen Pass am Explosionsort gefunden worden sei, aber bisher nicht habe ausfindig gemacht werden können, sagte Indonesiens Polizeichef Dai Bachtiar in Jakarta. In Bali erklärte ein Polizeisprecher, bislang seien etwa 50 Personen vernommen, aber niemand verhaftet worden.

Indonesiens Polizei wird bei ihren Ermittlungen von Experten aus Australien, den USA, Großbritannien, Deutschland und Japan unterstützt. Allein Australien schickte über 40 Beamte. Die australische Regierung schickte auch Kühlbehälter nach Bali, um Leichenteile vor der Verwesung zu schützen. Viele Leichen können nur unter größten Schwierigkeiten identifiziert werden. Bisher wurden 40 Opfer des Attentats von Samstagnacht identifiziert, bei dem über 180 Menschen starben. Gestern wurden noch rund 160 Australier vermisst. Die Zahl der vermissten Deutschen sank nach Auskunft des Auswärtigen Amtes auf sieben.

Am Montag verurteilte der UN-Sicherheitsrat in New York die Anschläge in Bali. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution heißt es, solche Angriffe seien „eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit“. In Washington sagte US-Präsident George W. Bush, er glaube, dass al-Qaida hinter den Anschlägen stecke. Seiner Meinung nach hätten sie das gleiche Muster wie die Angriffe auf den französischen Öltanker vor Jemens Küste und auf US-Soldaten in Kuwait. SVEN HANSEN