Bittere heiße Luft

Die K-Frage des M-Menschen, wo Bayern liegt, und was Stoiber bei den Münchener Medientagen sonst noch mit aller Nachdrücklichkeit sagte

Ein einziger Satz zu Kirch: „Die Insolvenz der Kirchguppeist bitter.“

aus München KLAUS RAAB

Da war sie wieder, die K-Frage. Hinter Dr. Edmund Stoiber ragte ein weißblaues M in den holzvertäfelten Messehimmel. M wie Medientage, M wie München. Und solange Stoiber redete, auch M wie Ministerpräsident. Des Freistaats Oberhaupt ist zurück. So ganz aber hat er Berlin noch nicht vergessen: Wenn ums K geht, heißt das für Stoiber weiterhin Kanzler – und nicht Kirch.

Die größte Pleite in der Geschichte der Bundesrepublik direkt vor seiner Haustür erwähnte Stoiber auch nur mit einem einzigen Satz: „Die Insolvenz der Kirchguppe ist bitter“; und natürlich sei jetzt „die Restrukturierung auch die Chance für einen Neuanfang auf wirtschaftlich solider Grundlage“.

In Bayern natürlich. Die Bundesregierung setze dagegen einfach kein Signal zum Aufbruch. Was sie dringend tun müsste, denn: „Konkurse, Kündigungen, Kurzarbeit und knappe Kassen – wir blicken auf die größte Medienkrise seit 50 Jahren.“ Als Grundsatzredner bei den 16. Münchener Medientagen konnte Stoiber grundsatzoppositionell werden, seine eigene Rolle in der freistaatlichen Medienpolitik und insbesonders die Frage, was die denn unter Umständen mit der erwähnten Krise zu tun haben könnte, störte da nur. Mit ihren Koalitionsvereinbarungen belögen SPD und Grüne die Wähler, polterte Stoiber, und mit dieser Meinung befinde er sich „in nahezu einstimmiger Übereinstimmung“ mit Deutschlands Leitartiklern. Selbst die Zahl der Arbeitslosen im IT-Bereich habe sich seit Januar 2001 verdreifacht. Dass sogar Bayern von dieser nationalen Krise betroffen sei – das liege, so Stoiber, vor allem daran, dass „Bayern ja ein Teil Deutschlands“ sei.

Die D wie Diskussion im Anschluss war eine so genannte E wie Elefantenrunde mit wichtigen Leuten, von denen aber eigentlich nur der moderierende Rudelführer Helmut Markwort Ähnlichkeit mit einem Elefanten hat. Beherrscht wurde die Runde thematisch vom Verhältnis zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, regte endlich mal wieder an, die Werbung aus dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk zu verbannen. Schon mit einer Gebührenerhöhung von 25 Cent sei Abhilfe zu schaffen – und den Privaten ein wenig Konkurrenz genommen. Stoiber sekundierte, forderte angesichts der Krise „mehr Geld für die Privaten“ und wenigstens langfristig auch die Abschaffung der TV-Werbung bei ARD und ZDF. Dazu, kündigte der Ministerpräsident an, werde er demnächst auch eine „politische Initiative“ ergreifen.

ARD-Chef Fritz Pleitgen versprach darauf wie jedes Jahr, man wolle den privaten Kollegen nicht in die Quere kommen, auch wenn im Online-Angebot des WDR Maus-T-Shirts angeboten würden. Und ZDF-Intendant Markus Schächter verlangte trotzig nach einem zweiten Programm für Europas „einzigen Einkanalsender“.

Viel heiße Luft also. Oder, in der Sprache der Öffentlich-Rechtlichen: Es muss ja neben dem Informations- auch das Unterhaltungsangebot geben.