Länger murmeln für Jesus

Um sich im Alltag strenger Katholiken gleich für die nächsten Jahrhunderte zu verewigen, fügt Papst Johannes Paul II. dem Rosenkranz-Gebet fünf weitere Verse an

ROM taz ■ Pünktlich zum Auftakt seines 25. Jahres auf dem Stuhl Petri hat Hochleistungs-Papst Johannes Paul II. – er bringt es heute schon auf die fünftlängste Amtsdauer aller Päpste – einen weiteren Beitrag dazu geleistet, seinem Pontifikat für die nächsten Jahrhunderte eine historische Stellung zu erobern.

Der mit 98 Auslandsreisen, etwa 470 Heilig- und 1.300 Seligsprechungen rekordverdächtige Heilige Vater nutzte die gestrige Generalaudienz nicht nur dazu, für den Zeitraum Oktober 2002 bis Oktober 2003 ein „Jahr des Rosenkranzes“ auszurufen – er machte sich im Apostolischen Schreiben „Rosarium Virginis Mariae“ auch gleich daran, den Frömmeren unter den Gläubigen Mehrarbeit zu verschaffen. Der Rosenkranz, zu beten mit dem Holzperlenkettchen, ist heute schon eine längere Veranstaltung: Vaterunser, 10 Ave Maria, dann ein „Geheimnis Christi“ und wieder von vorn, bis die je fünf freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse durch sind. Johannes Paul ergänzt das Rosarium jetzt durch fünf weitere „lichtreiche“ Geheimnisse aus der Zeit des öffentlichen Wirkens Christi, angefangen bei der Taufe in Kanaan, und nimmt damit erstmals seit 500 Jahren größere Änderungen an dem Gebet vor.

Sensationell sind diese Ergänzungen aus der biblischen Geschichte nicht; schon bisher war der Rosenkranz ein Schnelldurchgang durchs Evangelium. Wenn aber der Papst die Gläubigen „in die Schule Mariens“ schickt und den Rosenkranz nicht bloß zu seinem Lieblingsgebet erklärt, sondern zu einem „Schatz, der wieder entdeckt werden muss“, dann steht dahinter kaum allein das persönliche Motiv tiefer Dankbarkeit. Eher schon ist es dem Papst wohl darum zu tun, der Volksfrömmigkeit auf die Sprünge zu helfen. Zweifelhaft ist allerdings, ob das mit fünf neuen Versen gelingt, während schon die 15 alten („Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat“) den meisten kaum noch geläufig sind. MICHAEL BRAUN