Erste Festnahmen, viele Widersprüche

Bali-Anschläge: Exoffizier nach Verhör entlassen. Zwei Männer wurden verhaftet, die zunächst Zeugen waren

BERLIN taz ■ Die Anschläge in Bali sind auf C-4-Plastiksprengstoff zurückzuführen, der im Dach eines Lieferwagens deponiert war, sagte der indonesische Polizeisprecher Saleh Saaf laut Reuters in Jakarta. Diese Art Sprengstoff wird in Indonesien nicht hergestellt, allerdings von der Armee verwendet. Das löste Spekulationen über eine Verwicklung von Militärs an den Anschlägen aus. Saaf dementierte aber einen Bericht der Washington Post von gestern, nach dem ein früherer Luftwaffenoffizier den Bau der Bombe gestanden habe. „Es gab kein Geständnis von niemandem, das ist nur ein Gerücht“, sagte Saaf. In Bali bestätigte jedoch ein Polizeisprecher, dass sich ein Exluftwaffenoffizier der Polizei gestellt habe und verhört wurde. Später wurde er aber wieder entlassen.

In Jakarta gab die Polizei dann bekannt, in Bali zwei Männer verhaftet zu haben, die seit Sonntag zunächst als Zeugen verhört worden waren. Weil sie sich aber in Widersprüche verwickelt hätten und Fluchtgefahr bestünde, seien sie verhaftet worden.

Die indonesische Tageszeitung Koran Tempo berichtete gestern unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass die Ermittler von acht Tätern ausgingen, sieben Indonesiern und einem Mann aus dem Nahen Osten. Diese hätten zwei Lieferwagen benutzt, einen zur Flucht und womöglich zur Fernzündung der Bombe, die in dem anderen Wagen versteckt war. Indonesiens Polizeichef Da’i Bachtiar dementierte aber den Bericht und sagte, gesucht werde ein Verdächtiger, der kurz vor der Explosion einen weißen Plastiksack deponiert habe und dann geflohen sei. AFP berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass zunächst eine kleine Bombe vor dem Padi-Club explodiert sei, um die Menschen auf die Straße zu treiben, wo dann die vor dem Sari-Club versteckte Autobombe detonierte.

Widersprüchliche Berichte gabe es gestern auch, wann und wie konkret indonesische und australische Behörden vom US-Geheimdienst vor Anschlägen in Indonesien gewarnt worden seien. In Australien führt dies womöglich zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Derweil will Indonesiens Regierung mit schärferen Gesetzen den Terrorismus bekämpfen. Weil der Entwurf eines Antiterrorgesetzes seit Monaten im Parlament festhängt, erwägt die Regierung laut Außenminister Hassan Wirayuda notfalls eine entsprechende Anordnung. Indonesien und Australien vereinbarten gestern, die Ermittlungen in Bali gemeinsam durchzuführen. US-Außenminister Colin Powell forderte Indonesiens Regierung auf, gegen die Islamistengruppe Jemaah Islamiyah (JI) vorzugehen. Der Gruppe werden Verbindungen zu al-Qaida und terroristische Aktivitäten vorgeworfen. Doch Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono erklärte gestern, die Organisation gebe es in Indonesien nicht, wohl aber in Malaysia und Singapur. Allerdings räumte er ein, dass der indonesische Geistliche Abu Bakar Bashir JI geführt habe.

Die Zahl der vermissten Deutschen reduzierte sich gestern laut Auswärtigem Amt auf fünf. Bei den Anschlägen Samstagnacht im Kneipenviertel des Urlaubsortes Kuta starben mindestens 181 Menschen, darunter eine Deutsche. SVEN HANSEN