VEB Ratskeller immer teuro

Der staatliche Weinhandel kommt mit den Zuschüssen nicht aus und braucht glatt das Doppelte. Senat vermerkt die Kosten für den renommierten Kellermeister als „traditionsbedingten Nachteil“

Der Kellermeister als „traditionsbedingter Nachteil“: 22.000 Euro Miese

Der Haushalts- und Finanzausschuss des Bremer Parlaments muss heute wieder tief in die Tasche greifen, um die Defizite des staatlichen Weinhandels auszugleichen. In den Haushaltsplänen stehen für das Jahr 2002 insgesamt 632.940 Euro, für das Jahr 2003 132.940 Euro. Diese Zuschüsse reichen nicht. Für das laufende Jahr sollen 448.000 Euro hinzukommen, für 2003 insgesamt 300.000 Euro. Trotz jahrelanger Bemühungen ist die Rentabilität des staatlichen Weingeschäftes auch in diesem Jahr nicht besser geworden. Aber nächstes und vor allem übernächstes Jahr, da wird alles besser, wird den Parlamentariern versprochen – alle Jahre wieder. Eigentlich will die Stadt den Ratskeller nur mit 195.000 Euro im Jahr subventionieren.

Dabei geht es weniger um die Gastronomie unter dem Rathaus, die mit dem Namen „Ratskeller“ verbunden ist – der Pächter Maritim und demnächst Fritz Rößler, der Inhaber des Hotels zur Post, zahlen laut Vertrag eine umsatzabhängige Pacht.

Defizitär ist vor allem der historische Weinkeller und Weinvertrieb unter dem edlen Ratskeller-Etikett, den die Stadt fortführen will – aber mit geringeren Zuschüssen. Seit Jahren ist die Ratskeller-GmbH nun schon „bemüht“, wie es in einem Senatsbeschluss heißt, die defizitären Shops in Einkaufszentren loszuwerden. Nun müssen für die Schließung der Filiale Hansa-Karree insgesamt 132.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Verwalter im „Konzern Bremen“ haben für ihre Weinshops Zehnjahresverträge unterschrieben.

Für insgesamt 100.000 Euro haben nun die Gutachter von PwC den staatlichen Weinhandel unter die kaufmännische Lupe genommen und herausgefunden: Der Verwaltungsaufwand ist im Vergleich zu den Privaten zu hoch, alte Pensionslasten drücken die Bilanz der GmbH. Schließlich verzichtet der Ratskeller bisher auf Geschäft mit Bier und ausländischen Weinen, um sein Image zu bewahren.

Das soll sich nun ändern. Der Senat hat am 15. Oktober beschlossen, „traditionsbedingte Hemmnisse in einer Größenordnung von 140.000 Euro abzubauen“, im Klartext: Das Sortiment soll „optimiert“ werden, Erlöse von 104.000 Euro im Jahr sollen allein durch „Aufnahme von ausländischen Weinen in die Produktpalette des Bremer Ratskellers“ erwirtschaftet werden. Darunter soll das Etikett „Führender Anbieter deutscher Qualitätsweine“ aber nicht leiden.

Die Wirtschaftsprüfer haben noch andere „traditionsbegründete Nachteile“ indentifiziert, die Geld kosten – darunter an erster Stelle die „hohen Kompetenzanforderungen an den Ratskellermeister“.

Aber was wäre der Bremer Ratskeller ohne einen renommierten Kellermeister, der das exklusive Sortiment garantiert? Dem Ratskellermeister hat niemand gesagt, dass er als „traditionsbegründeter Nachteil“ auf die Wirtschaftlichkeit drückt. „Die Frage, ob meine Wenigkeit da noch einen Platz hat, ist mir gegenüber noch nicht angesprochen worden“, sagt Karl-Josef Krötz konsterniert, als er das von der taz erfährt. Er setzt darauf, dass der neue Pächter seine „Riesenauswahl an Wein“ in der Ratskeller-Gastronomie „glänzen lassen“ will – im „Orchidee“ soll es auch gute französische Weine geben, im Bremer Ratskeller aber nicht, sagt der Kellermeister. K.W.