Lamento eines Angeklagten

Beweisaufnahme im Bunkermord-Prozess: Weiter gibt es kein klares Bild

Er habe bis zum Schluss gehofft, Gott werde das Schlimmste verhindern. Das sagte gestern bei der erneuten Beweisaufnahme im Revisionsverfahren um die Ermordung eines kurdischen Paares am Bunker Valentin vor drei Jahren einer von drei Angeklagten. Er sei wie kopflos gewesen, nachdem ein PKK-Funktionär namens Servet befohlen habe, er und die beiden Mitangeklagten müssten Ayse Dizim (25) und ihren querschnittsgelähmten Lebensgefährten Serif Alpsozman (24) töten, so Iskender T. gestern im Landgericht. Deshalb könne er sich nur „an höchstens fünf Prozent“ dessen erinnern, was an dem Abend geschah, als er und die Mitangeklagten die Opfer an den Bunker Valentin fuhren, wo sie die Frau erstickten und ihren querschnittsgelähmten Mann mit dem Auto totfuhren.

Das Gericht bemühte sich redlich, ein Bild vom Tötungsbefehl zu machen – trotz des klagend bis kläglich vorgebrachten „Wenn ich das nicht tue, bin ich selbst tot, dachte ich“ und dem „Ich erinnere mich nicht mehr. Das ist lange her.“ Auch der Frage, warum ausgerechnet die drei Angeklagten es taten, wurde nachgegangen – hatte doch der Bundesgerichtshof geurteilt, sie hätten den Auftragsmord ablehnen können. Dem widersprach der Angeklagte. Er habe um seine Familie gefürchtet. Der Tötungsauftrag habe ihn – trotz Gesprächen mit PKK-Kadern, an deren Inhalt er sich aber nicht mehr erinnere – völlig überrascht. Bis zuletzt habe er gehofft, alles werde gut enden. ede