Der Gentleman vom Lerchenberg

Gottschalk würde für ihn demonstrieren, doch die Union will Hans Jankes Wahl zum ZDF-Programmdirektor verhindern

Viel Aufhebens um sich selbst ist seine Sache nicht. Hans Janke macht lieber seine Arbeit, die des stellvertretenden Programmdirektors und Fernsehspielleiters beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Seit einem guten halben Jahr macht er auch noch den Job des Programmdirektors mit – kommissarisch allerdings nur, seit Vorgänger Markus Schächter nach längerem Politgeschacher zum Intendanten aufstieg.

Eben dieses Geschacher sorgt nun dafür, dass der seltsame Schwebezustand weiter andauern wird, Janke schlimmstenfalls sogar dem Lerchenberg den Rücken kehrt: Die Union will seine Wahl zum Programmdirektor aus Proporzgründen verhindern. Denn Janke gilt als SPD-nah. Dass ihn alle – vom Intendanten bis hinunter zur letzten Teilzeitkraft – für den besten Programmdirektor halten, der dem ZDF passieren kann, Thomas „Wetten, dass …?“-Gottschalk sich sogar persönlich mit einem Pappschild auf dem Lerchenberg aufbauen und für Janke demonstrieren will, hilft da wenig. Dabei steht Janke, der 1990 nach Mainz kam, für so ziemlich alles, was das Zweite an hochkarätigem Programm vorzuweisen hat. Fernsehen aus seiner Abteilung gewinnt die begehrten Grimme- und Deutsche Fernsehpreise. Er hat dafür gesorgt, dass sich das „Kleine Fernsehspiel“ unter seiner Leiterin Heike Hempel zum kreativen Motor im deutschen Fernsehen und zur ersten Adresse für junge Talente entwickeln konnte – das meiste, was mit dem Image des ZDF als Kukidentsender so gar nicht vereinbar scheint, hat mit Janke zu tun.

Dabei sieht der Mensch auf den verhängnisvollen ersten Blick so richtig nach ZDF aus. Was sich spätestens dann ändert, wenn er den Mund aufmacht: Janke redet leise, überlegt, druckreif – und wenn es sein muss, gestochen scharf. Für einen Ostwestfalen – 1944 in Erwitte geboren – ist sein Humor schon fast britisch. Selbst in die coole, bunte Fernsehwelt der unechten Bussi-Bussi-Freundschaften passte sich der beim zweiten Hinsehen gar nicht mehr so unscheinbare Programmmacher ein – auch wenn sie ihm ein Gräuel sind. Hans Janke steht für Qualität, die sich schlussendlich auch im Fernsehen durchsetzt.

Wen man im Sender auch fragt: Janke schafft Vertrauen. Was wohl auch daran liegt, dass man ihm abnimmt, alles schon einmal selber gemacht zu haben. Zum Radio ist er schon während des Studiums gekommen, beim WDR hat er Fernsehen gelernt. Als Direktor des Adolf Grimme Instituts (1983–89) gelang ihm die enge Anbindung an die Sender: Dass der Grimme-Preis zum deutschen TV-Oscar wurde, geht auf sein Konto.

Mit Parteipolitik hat das alles herzlich wenig zu tun. Janke ist auch nie irgendwo Mitglied gewesen, seine Verortung in SPD-Nähe also mehr Konstrukt als Realität. Wobei Janke garantiert kein Konservativer ist: Wenn schon, habe er ihn eher als Sympathisanten der Grünen erlebt, berichtet ein Weggefährte aus Grimme-Zeiten – die Dogmatiker aus der Union wird auch das nicht milder stimmen.

Darüber zu reden, was er selbst von all dem hält, dazu ist sich Janke zu Recht zu fein. Ein Abschied vom ZDF würde ihm zwar schwer fallen, Existenzsorgen plagen ihn aber nicht: Der SWR möchte ihn als Fernsehdirektor. Denn dort versteht auch der den Konservativen zugerechnete Intendant Peter Voss, dass sich Qualität letztlich auszahlt – und nicht der Proporz. STG