Alles Lüge

Mit wahrheitswidrigen Behauptungen greift Vize-Präsident Pothe einen Aufsichtsrat an

Im Fadenkreuz: Jost Münster. Eine Woche vor der entscheidenden Mitgliederversammlung des FC St. Pauli hat Vizepräsident Christian Pothe das Aufsichtsratsmitglied zum Abschuss freigegeben. Münster gilt als einer von zwei Aufsichtsräten, die der Vereinsführung kritisch gegenüberstehen. Er wird erneut für das Kontrollgremium kandidieren. Im Hamburger Abendblatt warf Pothe dem Kritischen Kontrolleur nun unverblümt vor, er würde lügen.

Zuvor hatte die Zeitung ein ihr zugespieltes Schreiben Münsters an den Aufsichtsrat veröffentlicht, in dem dieser beklagt, Pothe und Präsident Reenald Koch hätten geplant, einen Konkurs der Stadion-Betriebsgesellschaft billigend in Kauf zu nehmen. In dem internen Schreiben behauptet Münster wörtlich, „dass sich Herr Pothe ... und auch der Präsident schon mehrfach dahingehend geäußert haben, dass man diese Gesellschaft in die Insolvenz führen könnte“. Eine Strategie, die strafrechtlich den Tatbestand des „betrügerischen Bankrotts“ erfüllen könnte.

Pothe hingegen behauptet, Münsters Vorwürfe seien „völlig aus der Luft gegriffen“ und kündigte „rechtliche Schritte“ an. „Herr Münster“ solle sich „ganz warm anziehen“, droht der Vizepräsident.

Warm anziehen muss sich nun aber vor allem Pothe selbst: Seine Attacke gegen das Aufsichtsratsmitglied erfolgt wider besseres Wissen. Aus internen Vereins-Unterlagen geht eindeutig hervor, dass Pothe selbst dem Präsidium im Sommer vortrug, die Stadionplanungsgesellschaft müsse möglicherweise in die Insolvenz gehen, weil eine Architektenrechnung in Höhe von 270.000 Euro von ihr nicht beglichen werden könne. Zudem liegen mehrere eidesstattliche Erklärungen führender Vereinsmitglieder vor, in denen die Insolvenz-Äußerungen von Pothe und auch Koch bestätigt werden.

Marco Carini