Umweltprobleme lösen lernen

Die FU Berlin bietet seit diesem Semester den interdisziplinären Masterstudiengang öffentliches und betriebliches Umweltmanagement an: Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sind die Säulen der neuen Ausbildung

taz: Ab diesem Semester bietet die FU Berlin den Masterstudiengang öffentliches und betriebliches Umweltmanagement an. Was lernen die Studierenden dort?

Kirsten Jörgensen: Das im Studiengang vermittelte Wissen beruht auf drei Säulen. Es kommt aus den Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Unser Masterstudiengang ist ganz bewusst interdisziplinär angelegt, weil Umweltprobleme die engen Grenzen einer Wissenschaft meist überschreiten. Um den komplexen Problemen gerecht zu werden, brauchen Umweltmanager nicht nur Wissen verschiedenster Art, sie müssen auch interdisziplinär arbeiten und auf neue Anforderungen reagieren.

Mit welchen Umweltproblemen beschäftigen sich die Studierenden?

Ein Schwerpunkt liegt auf den so genannten persistenten Umweltproblemen, also Fragestellungen, für die es noch keine adäquaten Lösungen gibt. Beispiele wären die Problematik des Klimawandels, des Wassers, des Bodens und der biologischen Artenvielfalt, für die neue strategische Ansätze der Umweltpolitik und des nachhaltigen Wirtschaftens erforderlich sind.

Worin unterscheidet sich betriebliches von öffentlichem Umweltmanagement?

Beide Richtungen hängen eng miteinander zusammen, sind aber nicht identisch. Im öffentlichen Umweltmanagement geht es um die umweltpolitische Steuerung, die immer stärker auf Managementpraktiken setzt. In den Betrieben steht dagegen die Frage von umweltgerechten Produktionsprozessen, also das betriebliche Umweltmanagement im Vordergrund.

Das Fach gab es bisher als Wahlpflichtfach für Naturwissenschaftler. Der neue Masterstudiengang steht auch Ökonomen und Sozialwissenschaftlern offen. Wie sind die Erfahrungen der bisherigen Absolventen?

Die Naturwissenschaftler haben uns positive Rückmeldungen gegeben. Der Arbeitsmarkt war für Naturwissenschaftler mit diesen Zusatzqualifikationen durchaus aufnahmefähig. Ich gehe davon aus, das auch Sozialwissenschaftler und Ökonomen, die wir jetzt ausbilden, die gleichen guten Erfahrungen machen werden.

Man könnte den Eindruck gewinnen, hier wird versucht, im akademischen Elfenbeinturm ganz reale Probleme zu lösen.

Der Eindruck ist falsch. Wir wollen nicht nur reine Akademiker ausbilden, die auf eine wissenschaftliche Karriere fixiert sind. Uns kommt es ebenso sehr auf die Praxistauglichkeit an. Deshalb arbeiten die Studierenden in interdisziplinären Projektgruppen, in denen sie eine Fragestellung von allen relevanten Seiten beleuchten. Wichtig ist uns dabei der Praxisbezug, der sich auch in der Auswahl der Lehrkräfte widerspiegelt. Wir arbeiten mit Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik, die konkrete und aktuelle Fragestellungen mit in den Unterricht bringen. Außerdem absolvieren unsere Studierenden ein viermonatiges Praktikum.

Weitere Fortschritte im Umweltbereich bleiben oft aus, weil wir zwar das Wissen haben, aber nicht den Willen zu weltweiten Veränderungen. Welchen Beitrag kann der Masterstudiengang dazu leisten?

Der Masterstudiengang bringt Umweltforschung, Lehre und Praxis zusammen. In den Lehrveranstaltungen erarbeiten die Teilnehmer umsetzungsorientierte Lösungen, und auf die Vernetzung mit der Praxis legen wir großen Wert. Ein anderer Aspekt ist, dass wir internationale Kooperationen mit Universitäten in den USA, in der Region Washington D. C., und in Europa entwickeln. Die Globalisierung bietet also nicht zur Nachteile. Sie fördert auch die Ausbreitung von notwendigem Wissen und den Austausch. Und daran sind wir durch unsere Arbeit beteiligt. Ich glaube, wir können unseren Teil in der universitären Lehre und Forschung dazu beitragen, dass sich etwas bewegt, unter anderem durch internationale Vernetzung.

Welche Voraussetzungen müssen Studierende erfüllen, um den Masterstudiengang zu belegen?

Die Voraussetzung zur Teilnahme am Masterstudiengang öffentliches und betriebliches Umweltmanagement ist ein erster natur- oder sozialwissenschaftlicher Studienabschluss, in der Regel ein Bachelor. Am ersten, im Wintersemester beginnenden Durchgang werden 23 Studierende teilnehmen.

INTERVIEW: TILMAN VON ROHDEN