Kunsthalle – Glückskind – Beutekunst
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Die Kunsthalle ist ein Glückskind. Nicht nur, dass sie mit dem Start der Van Gogh-Ausstellung am Wochenende derzeit wieder in der „Champions-League“ (Direktor Wulf Herzogenrath) spielt. Nicht nur, dass in ihren Hallen das gute alte Radio Bremen Zwei wenigstens scheinbar weiterlebt (als vermeintlicher Produzent der Audio-Führungen). Pünktlich zur feierlichen Eröffnung traf auch die Nachricht ein, dass sie „in Kürze“ (Deutsche Presse-Agentur) mit der Rückgabe etlicher der im Krieg verlorenen Zeichnungen und Radierungen aus ihrem Kupferstichkabinett rechnen könne. Der russische Kulturminister Michail Schwydkoj hatte bekannt gegeben, dass die Rückkehr von 364 Werken „im Grundsatz geklärt“ (Pressestelle des Bremer Senats) sei.

Die Kunsthalle vermisst rund 1.000 der 4.250 Arbeiten, die 1943 ins brandenburgische Schloss Kranzow ausgelagert und nach Kriegsende von dort verschleppt worden waren. Ein Teil ist über den sowjetischen Offizier Viktor Baldin in die St. Petersburger Eremitage gelangt.

Die Bemühungen, das Verlorene wieder zu bekommen, sorgen immer wieder für Higlights im Betrieb des altehrwürdigen Musentempels. Vor zwei Jahren konnte Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin die Rückführung von 101 Werken bekannt geben, und im Sommer letzten Jahres gelangten 12 weitere wertvolle Arbeiten (darunter Albrecht Dürers „Frauenbad“) durch eine höchst spektakuläre Aktion zurück an die Kunsthalle: Kustodin Anne Röver-Kann musste sich in New York zum Schein auf Verhandlungen mit Kunstdealern einlassen, die dann vom FBI hochgenommen wurden.

Unter den nun genannten 364 Arbeiten befinden sich 25 von Albrecht Dürer. Außerdem werden unter anderen Werke von Anthony van Dyck, Rembrandt, Caspar David Friedrich, Adolph v. Menzel, Eugène Delacroix, Rubens, Renoir, Gauguin und Monet genannt. Die Dürer-Sammlung unter den rund 200.000 Arbeiten der Grafischen Sammlung der Kunsthalle stellt (nach dem Berliner Kupferstichkabinett) die Zweitwichtigste in Deutschland dar. Die Grafische Sammlung ist der Ursprung der Bremer Kunsthalle. 1853 kam sie durch Erbverfügung von Hieronymus Klugkist an den dreißig Jahre zuvor gegründeten Kunstverein. HB