NPD-Zentrum in Rauch aufgelöst

Es bleibt mysteriös: Die NPD wollte ein Schulungszentrum in Rheinland-Pfalz einrichten. Doch das Objekt brannte ab – genau in der Nacht, bevor der Kaufvertrag unterzeichnet werden sollte. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Aber wer war’s?

aus Elmstein KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Wer die Täter gewesen sein könnten, bleibt auch mehr als zwei Wochen nach dem Feuer unklar. Vom wuchtigen Haus, in dem die NPD ursprünglich ihr „Schulungszentrum Südwest“ einrichten wollte, ist jedenfalls nicht mehr viel übrig. Der Dachstuhl des Elmsteiner Hofs ist vollständig ausgebrannt; es entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Euro.

„Brandstiftung“ sei das gewesen, sagen die Ermittler vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. Schließlich seien „wenigstens drei verschiedene Brandherde festgestellt“ worden. Doch unmittelbare Zeugen gibt es keine: Die schon vernommenen Personen seien „keine Tatzeugen“ gewesen, so die Polizei. Und auch die spärlichen Hinweise aus der Bevölkerung hätten „nichts gebracht“.

Das Feuer, bei dem niemand verletzt wurde, war ausgerechnet in der Nacht zum 4. Oktober ausgebrochen – das war just der Tag, an dem angeblich der Kaufvertrag zwischen dem NPD-Landesverband und den bisherigen Eigentümern Andrea und Peter Jung unterzeichnet werden sollte.

Andrea Jung ist fest davon überzeugt, dass „die Gegner des Verkaufs“ den Brand gelegt hätten, um ihr Immobiliengeschäft mit der NPD noch „fünf vor zwölf“ zu verhindern. 720.000 Euro war die Partei bereit zu zahlen – doch durch das Feuer „platzte der Notartermin“ (Jung).

Damit scheiterte ein profitables Geschäft: Das zuständige Landratsamt in der Kreisstadt Bad Dürkheim hält den Kaufpreis für „dreifach überhöht“, denn das Ehepaar Jung hatte den Elmsteiner Hof vor vier Jahren für nur rund eine halbe Million Deutsche Mark erworben (250.000 Euro), um dort Hausmacherwurst und Holzofenbrot an Touristen zu verkaufen.

Trotz des Feuers kündigte Andrea Jung an, das Immobiliengeschäft „durchzuziehen“. Die NPD sei weiter am Kauf interessiert – nach einer Sanierung. Auch hätte die Partei längst „Mittelsmänner“ gefunden, die den Kaufpreis bereits aufgetrieben hätten und das „Schulungszentrum“ betreiben wollten.

Diese Geschichte mit den Strohmännern klingt durchaus plausibel. Denn sollte das Bundesverfassungsgericht die NPD demnächst verbieten, würde das Parteivermögen samt Immobilienbesitz umgehend beschlagnahmt. Zudem könnte der NPD-Landesverband den Kaufpreis ohnehin nicht aufbringen, wie der Verfassungsschutz zu wissen glaubt. Die Parteikasse sei chronisch leer.

In Elmstein kursiert inzwischen das Gerücht, das Ehepaar Jung habe sein Anwesen selbst angesteckt. Die NPD sei doch nie bereit gewesen, den „Wucherpreis“ zu zahlen. Das Ganze sei eine „Erfindung“ der Familie Jung, damit die Gemeinde Elmstein ihr Gebot erhöhe – sie wollte für den Hof nur 270.000 Euro zahlen.

Das sieht Bernd Elsner von den Grünen in Elmstein so ähnlich. „Vielleicht wollte die NPD nur mieten und nicht kaufen“, mutmaßt er. Bürgermeister Herbert Bertram (CDU) wirft Familie Jung „Geheimniskrämerei“ vor – ihr Notarbüro habe auf Anfrage keinen Käufernamen nennen wollen oder können.

Die Gemeindeverwaltung will nun über eine Änderung des Bebauungsplanes verhindern, dass Elmstein eines unschönen Tages doch noch zum Ziel „neonazistischer Wallfahrten“ (Elsner) wird. In einem reinen Wohngebiet, so die Idee, dürfe eigentlich gar kein „Schulungszentrum“ mit dem entsprechenden Verkehrsaufkommen eingerichtet werden. Eines steht jedenfalls erst einmal fest: Die Touristenattraktion „Kuckucksbähnel“ wird zunächst noch weiter ohne Neonazis durch Elmstein zuckeln.