Terror-Prozess
: Zero Tolerance für Flexibilität

Hilfe, wir leben in einem Dorf! Und spätestens morgen werden es die Menschen in aller Welt wissen. Leser amerikanischer Zeitungen, Zuschauer japanischer Fernsehsender und Zuhörer australischer Radios werden erfahren, dass in Hamburg Bürokraten regieren, die mit der Organisation des weltweit ersten Prozesses zu den Anschlägen vom 11. September komplett überfordert sind.

Kommentar vonSANDRA WILSDORF

Seit Monaten wissen die Behörden, dass in Hamburg heute einer der weltweit meistbeachteten Prozesse beginnt. Doch anstatt sich zu bemühen, dem sehr berechtigten internationalen Interesse gerecht zu werden, genießt man das Gefühl von Hausmeister-Wichtigkeit mit „geht nicht“ und „darf nicht“.

Es ist schon jetzt völlig klar, dass sehr viele Journalisten umsonst ins Flugzeug gestiegen sein werden, dass sie zwar eine Zutrittsberechtigung, aber trotzdem keinen Zutritt bekommen, und dass leider ausgeschieden ist, wer mal aufs Klo und dafür den Saal verlassen muss. Warum gibt es keine Übertragung in einen anderen Gerichtssaal? Ach ja – verboten. Und warum hat man nicht das CCH sichergemacht? Ach ja – geht nicht.

Aber es geht ja nur um den Ruf Hamburgs in der Welt und um die Freiheit der Berichterstattung. Und damit hat der Senat es ja sowieso nicht so.