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Aus für die Erfolgsnummer

Die Beratungsstelle für Drogensüchtige in der Ölmühlenstraße soll geschlossen werden, um Personal zu sparen. „So macht man ein erfolgreiches Projekt kaputt“, sagen Kritiker und fordern ein Moratorium

Sie hat den größten Zulauf unter allen Drogenberatungsstellen der Stadt, einen langfristigen Mietvertrag und Probleme mit AnwohnerInnen gab es noch nie: Die Beratungsstelle in der Ölmühlenstraße gilt unter den städtischen DrogenhelferInnen als „der beste Standort, den wir haben“. Das Amt für Soziale Dienste will ihn trotzdem schließen – um den vom Senat beschlossenen Personal-Entwicklungs-Plan (PEP) umzusetzen. Am Freitag werden Personalräte und Sozialressort über dieses Vorhaben diskutieren.

Dass es dabei zu einer Einigung kommen wird, ist unwahrscheinlich. Denn zwischen der Spar-Vorgabe – jede vierte bis fünfte Stelle bei der Drogenhilfe soll wegfallen – und dem, was die DrogenhelferInnen für nötig und richtig halten, liegen Welten. „Statt weniger bräuchten wir eigentlich mehr Personal“, sagt ein Mitarbeiter. Und Cornelia Barth vom Bremer Verein für akzeptierende Drogenarbeit Akzept e.V. urteilt: „Wenn die Einsparquote umgesetzt wird wie vorgesehen, wird das Hilfesystem nicht aufrecht erhalten werden können“.

Die KritikerInnen sehen in dem jüngst lancierten Vorschlag, die Ölmühlenstraße zu schließen, auch „fachlich erhebliche Schwächen“. Bisher nämlich verfolgte Bremen in der Drogenhilfe ein zweigleisiges Konzept. Die so genannte „offene Drogenhilfe“ mit niederschwelligen Kontakt-Angeboten, die zurzeit im Tivoli-Hochhaus am Bahnhof untergebracht ist, wurde bewusst von der „ausstiegsorientierten“ Drogenberatung und der Präventionsarbeit an fünf verschiedenen Standorten getrennt. Deren Klientel – längst nicht nur Heroin-Junkies – ist oftmals sozial noch einigermaßen integriert, der Ausweg aus der Sucht noch nicht ganz ausgeschlossen.

Wenn die Einrichtung in der Ölmühlenstraße dichtgemacht würde, müssten auch sie zur Beratung ins Tivoli-Hochhaus kommen. Insider fürchten, dass das Konzept, AussteigerInnen aus der Junkie-Szene möglichst herauszuhalten, dann nur noch schwierig durchzuhalten sein werde.

Für die grüne Sozial-Deputierte Karoline Linnert steht mit einer solchen Zusammenlegung sogar den Erfolg des gesamten Methadon-Programms in Frage: „Für einen Großteil der Substituierten ist es existenziell wichtig, ein Beratungsangebot zu haben, das sie nicht zwingt, mit der Heroin-Szene in Kontakt zu treten.“

Gegen eine weitere Konzentration von Drogenhilfe-Angeboten im Tivoli-Hochhaus sprach sich letzte Woche auch der Beirat Mitte aus. Am Tivoli-Hochhaus gebe es – anders als an der Ölmühlenstraße – bereits Probleme mit AnwohnerInnen. Dort sei die Zahl der Drogensüchtigen schon zu groß. Der Standort Ölmühlenstraße, so der einstimmig gefasste Beiratsbeschluss, sei deshalb „unverzichtbar“.

Unabhängig von den jetzt diskutierten PEP-Plänen will das Sozialressort im nächsten Jahr die gesamte Drogenhilfe in Bremen einschließlich der Beratungs- und Wohnangebote von freien Trägern begutachten, um Einsparpotenziale aufzudecken. Dass trotzdem schon jetzt über die Zukunft der Beratungsstelle in der Ölmühlenstraße entschieden werden soll, hält Barth vom Verein Akzept für „idiotisch“: „Normalerweise sollte man zuerst begutachten, bevor man Fakten schafft.“

Personalrat Burckhard Radtke hält es auch für möglich, dass ein reduziertes städtisches Beratungsangebot durch freie Träger aufgefangen werden könnte. Barth stimmt das skeptisch: „Da kann noch schneller und leichter gekürzt werden.“

Armin Simon

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