Großschnauz in Blau

Stardesigner Luigi Colani will nun die blauen Polizeiuniformen für Ronald Schill entwerfen. Es sollen „die schärfsten des Kontinents“ werden

von PETER AHRENS

Hamburg ist ihm an sich zu provinziell, nicht „maulhurerisch“ genug, wie Luigi Colani anmerkt. Aber da er dies alles als „reines Spaßspiel“ begreift, hat sich der Stardesigner noch einmal in die Niederungen des Hanseatischen begeben und will dem Innensenator Ronald Schill seine blauen Polizeiuniformen kreieren. Und weil es von Colani kommt, kann es gar nicht fett genug sein: „Ich werde euch die schärfsten Uniformen des ganzen Kontinents schaffen“, ruft er gestern vor der Rathauspresse aus.

Diese Uniformen werden „so brachialisch und respekteinflößend sein, dass die gesamte Republik süchtig nach Hamburg schaut“. Der Innensenator freut sich, dass er eine ihm ebenbürtige Borderline-Persönlichkeit an seiner Seite weiß. Ein Schill muss sich wohlfühlen Schulter an Schulter mit einem Mann, der sagt: „Ihr werdet sehen, was dieser Stadt blüht, wenn hier richtig die Puppen tanzen.“

Der Mann, der der Welt ansonsten kugelrunde Autos und unbequeme Sitzgelegenheiten zu schenken pflegt, ist also jetzt auf dem Feld der Dienstkleidung aktiv. Für ihn aber beileibe kein unbekanntes: „Die Colanis haben 200 Jahre Erfahrung mit Uniformen, wir haben die gesamte kaiserliche Armee angekleidet“, prahlt es unter dem Schnauzbart.

Ganz Europa werde in den Genuss des blauen Tuchs kommen, prophezeit der 74-Jährige, der, so Schill, der Behörde kein Honorar berechnen will. Dafür, dass Colani nicht leer ausgeht, sollen Sponsoren sorgen, „deren Gelder angesichts des prominenten Namens reichlich fließen werden“, wie Schill überzeugt ist.

Überzeugt war der Innensenator aber auch schon von dem Unternehmen PDM, das zuvor die Uniformen entwerfen sollte. Weil die Firma aber plötzlich Geld für ihre Arbeit sehen wollte, „war das Vertrauensverhältnis natürlich zerstört“. Nun geht es mit Colani und dem Bekleidungsunternehmen Tom Tailor wieder bei Null los. „Colani ist so renommiert, dass er sich nicht an den bisherigen Entwürfen orientiert“, betont der Senator.

Und an den finanziellen Rahmenbedingungen ohnehin nicht. 500 Euro Kosten pro Beamter hatte Schill mal als Rahmen ausgerechnet, aber solch kleinkrämerische Peanuts sind für den Weltgeist Colani unter Niveau: „Wir haben hier eine First-Class-Uniform zu entwerfen, bevor wir über eine Geldsumme reden, die ich nicht einzuhalten gedenke.“

Wie man Geld sparen kann, hat Colani sich schon überlegt: „Hamburg ist doch Partnerstadt von Shanghai. Warum lassen wir die Dinger nicht dort machen?“ Mit Uniformen kennen sich die Chinesen schließlich aus.