Brot und Brötchen werden teurer

Verband der Großbäcker macht Bauern, Energiepreise und Löhne verantwortlich. Handwerk weiter Marktführer

BERLIN afp/taz ■ Brot und Brötchen werden teurer, wenn es nach den Großbäckern geht. Die „katastrophale Weizenernte“, steigende Energiepreise und höhere Personalkosten würden auch die Preise für Backwaren in die Höhe treiben, so der Verband Deutscher Großbäckereien gestern. Fachleute hätten die gestiegenen Kosten mit insgesamt sieben Prozent des Umsatzes beziffert, sagte Verbandspräsident Lothar Mainz.

Derzeit seien Backwaren in Deutschland allerdings noch vergleichsweise billig: So sei der Durchschnittspreis für ein Kilo Brot, der im deutschen Lebensmittelhandel bei 1,19 Euro liege, in Frankreich mit 2,15 Euro fast doppelt so hoch. Zumindest derzeit stimmt das Argument der höheren Preise für Getreide allerdings nicht: Konventioneller Brotweizen kostete vor einem Jahr 107,20 Euro pro Tonne, derzeit nur 102,04 Euro. Der Großbäckerverband argumentiert allerdings mit der Zukunft: Weil nicht nur in Deutschland der Sommer verregnet gewesen sei, sondern auch in Amerika und Australien schlechte Witterungsverhältnisse vorgeherrscht hätten, sei in den kommenden sechs Monaten mit Preiserhöhungen zu rechnen.

Der Deutsche Bauernverband weist allerdings darauf hin, dass in den vergangenen Jahren aus dem Schwarzmeerraum große Mengen an Weizen importiert wurden. Dort war die Ernte dieses Jahr gut. Überhaupt: Da Brot hauptsächlich aus Getreide und Wasser besteht, sind die Rohstoffpreise wenig entscheidend für den Endpreis. Der Weizen für ein Kilo Brot kostet schon seit Jahren weniger als zehn Cent, Tendenz fallend.

Bleiben die Angestellten. Durch höhere Tarifabschlüsse würden zusätzliche Personalkosten von einem Prozent des Gesamtumsatzes entstehen, so Verbandspräsident Mainz. Dies addiere sich zu den steigenden Energiepreisen. Allerdings sind Großverbraucher wie Bäckereien bisher von der Ökosteuer größtenteils ausgenommen.

Dass Brot nicht möglichst billig sein soll, betonte gestern natürlich auch Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks auf seiner Jahrespressekonferenz in Hamburg. Nach seinen Angaben wurden im vergangenen Jahr rund 1,9 Millionen Tonnen Brot gekauft. Das entspricht einem Verbrauch von 58 Kilo Brot pro Haushalt. Mit einem Jahresumsatz von 26,3 Milliarden Mark sei das deutsche Bäckerhandwerk mit seinen 310.000 Arbeitnehmern in 47.400 Geschäften Marktführer im Fachgebiet – noch vor den Großbäckereien und Aufback-Shops.

Alle beklagten gestern die Zurückhaltung der Verbraucher. Das habe besonders kleinere Bäckereien und Filialbetriebe getroffen. Discounter wie Aldi, Lidl und Plus hätten hingegen vom preisbewussten Kaufverhalten der Bundesbürger profitiert und ihren Umsatz mit günstigen Backwaren gesteigert. MAK