Plakate machen gierig

Vorbei der Papierwust, der öde Wände zu Oasen der Entdeckung machte: Werbung darf an der Bremer Uni nur die „Deutsche Hochschulwerbung“ machen. Das Junge Theater soll jetzt blechen

Was einstmalsdazu gehörte,ist heute untragbare Belastung

Am Jungen Theater kann man im Oktober auch mit Apfelkuchen Eintritt zahlen. „Jeder zahlt, womit er mag und soviel er kann“, heißt es im Programmheft zum Festival „Theater für alle“. Auf das Junge Theater selbst trifft das leider nicht zu: Für die Auslegung des Programmheftes in der Bremer Uni-Mensa soll es exakt 34,80 Euro zahlen. Der Grund: „Erschlichene Werbeleistung, notwendig gewordener Personaleinsatz und Entsorgung“, Empfänger: „Deutsche Hochschulwerbung“.

An der Uni darf nicht jede aufhängen oder auslegen, was und wieviel sie mag. Seit eineinhalb Jahren gibt es einen Vertrag mit der „Deutschen Hochschulwerbung“, der jener das alleinige Vermarktungsrecht von Uni-Werbeflächen zuspricht. Aluminiumvitrinen wurden aufgestellt, die die Hochschulwerbung an Werbekunden verkauft, ansonsten ist Sense mit Plakatieren.

„Wir hatten ein riesiges Entsorgungsproblem“, erklärt Winnie Abraham, Pressesprecherin der Uni, „die Leute haben ihre Sachen nie wieder mitgenommen.“ Was einstmals dazugehörte, ist heute untragbare Belastung: Mit Kulturprogrammen und Partyankündigungen vollgekleisterte Wände will man nicht mehr sehen und erst recht nicht dafür zahlen.

Früher war die Entsorgung der Papierberge ein Service der Uni an studentische Kommunikationskultur, in Zeiten von Private-Public-Partnership will man mit Studenten als Werbekunden lieber Geld machen. Und dann ist es auch noch ein Student selbst gewesen, der die „Deutsche Hochschulwerbung“ gegründet hat und mittlerweile die Kommilitonen an den deutschen Hochschulen bewirbt. In Bremen müsse er dafür die Entsorgung des anfallenden Werbepapiers übernehmen, sagt Winnie Abraham. Rainer Troppmann von der „Hochschulwerbung“ spricht dagegen von „einem Geldbetrag“, den die Uni für die Werberechte erhalte.

Falls sich heute noch jemand traut, an der Uni „wild“ zu werben, wird das von der Hochschulwerbung geahndet. Plakate des Asta wurden abgehängt, das Junge Theater soll blechen.

„Normalerweise drücken wir bei lokalen Kultureinrichtungen ein Auge zu“, sagt Troppmann. Das Junge Theater hätte man aber schon wiederholt abmahnen müssen, zumindest um Werbeerlaubnis zu bitten. Nach einem Gespräch mit Carsten Werner vom Theater habe man die Rechnung außerdem wieder storniert.

Der wiederum weiß davon nichts, genauso wenig wie von Warnungen im Vorfeld. „Wir werden das nicht bezahlen“, sagt er. Programmhefte des Jungen Theaters seien schließlich keine erzkommerzielle Coca-Cola-Werbung. „Und wir werden unser studentisches Publikum weiterhin dazu ermuntern, unsere Flyer an der Uni zu verteilen.“

Lene Wagner