Party und Protest

„Rantanplan“, „Fink“, Bernadette La Hengst und „Microphone Mafia“ geben am Sonnabend in der Roten Flora ein Benefizkonzert gegen Brechmitteleinsätze

Es gibt mindestens zwei gewichtige Gründe, am Samstag das Benefizkonzert DEAD BY LAW gegen Brechmitteleinsätze in der Roten Flora zu besuchen. Zum einen wird das Geld dringend benötigt: für die Fortführung der Ermittlungen im Fall des nach einem gewaltsam durchgeführten Brechmitteleinsatzes zu Tode gekommenen Achidi John.

Zum anderen garantiert das musikalische Programm mit einer erlesenen Mischung von Bands einen Abend, der ein wichtiges politisches Anliegen mit ausgiebiger Party zu verbinden verspricht. Vielleicht bietet das Konzert ja außer dem Akt der Solidarität auch die Möglichkeit, ein Publikum zu Nachdenken oder gar Protest zu bewegen gegen rassistisch motivierte Foltermaßnahmen wie Brechmitteleinsätze. Ein Publikum, das nicht in einem Kontext zu Hause ist, in dem diese Haltung als selbstverständlich gilt.

Die Ska-Punker Rantanplan begreifen sich als Teil des politischen Widerstands. Mit zahlreichen Auftritten haben sie sich, etwa gegen den Castor-Transport oder für die Freilassung Abu-Mumia Jamals, engagiert. Torben, Sänger und Gitarrist der Band verspricht sich von der unterschiedlichen musikalischen Orientierung der Bands ein breit gefächertes Publikum, vom dem zwar viele vorrangig wegen der Musik kommen, aber einige vielleicht mehr als nur die Erinnerung an einen gelungenen Abend mitnehmen werden.

Bei den Kölner Kanak Attak-Aktivisten der Microphone Mafia, die statt über die Vorzüge der Spaßkultur zu rappen lieber Klartext reden, steht die Diskussion über die verzweifelte Situation in Deutschland lebender Migranten im Vordergrund. Und Bernadette La Hengst, der konkrete Aktionen ohnehin wichtiger sind als gute Absichten, wird den Leuten sicher mehr als Wave-Pop vom Feinsten liefern.

Die zwischen Folk, Country und guter Musik einzuordnenden Fink gelten dagegen als eine Band ohne explizite politische Haltung. In diesem Fall aber, so Nils Koppruch, Sänger von Fink, gehe es um prinzipielle Opposition gegen eine Methode der Beweismittelerlangung, die nur als Folter zu bezeichnen sei und sich nicht mit seinen Vorstellungen vom politischen Zusammenleben vereinbaren lasse. Und selbst wenn das Konzert nur vom typischen Flora-Publikum besucht würde, bewirke allein schon die Tatsache des Konzerts eine breiter angelegte öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema.

Vielleicht erreicht die Botschaft „Va fan culo“ der Microphone Mafia ja sogar das Amtszimmer dieses oder jenes Hamburger Politikers, dem das Schüren von Ressentiments wichtiger ist die Aufklärung des Todesfalls.

Matthias Seeberg

Sonnabend, 20.30 Uhr, Rote Flora