berliner szenen Studierendenreport

Prost Bafög!

Was heutzutage alles in Uni-Nähe zu finden ist! Ein Starbucks-Café, wo es teuren Double Chocolatta Creamy Steamy Spicy Stuff gibt; oder eine italienische Spezialitätenbar, Gläschen Prosecco sechs Euro, aber wenn das Portemonnaie gähnt, kann man ja schnell gegenüber zur Studentenjobvermittlung: putzen gehen für sechs Euro die Stunde, Arbeitgeber wünscht Frau. Und natürlich der obligatorische Copy-Shop zum Magisterarbeit-Kopieren, -Binden und -zu-spät-Abgeben. Abends geht der/die Berliner Studierende ins Quasimodo, zahlt an Eintritt mehr, als eine CD kostet, und steht beim James Taylor Quartett die ganze Zeit mit dem Rücken zur Bühne – um besser flirten zu können. Da kann der Orgel Wizard sich noch so anstrengen, da kann die perfekte Sängerin ihre Jazzäpfel noch so hoch schnüren: Der/die Berliner Studierende will gar nicht gucken, er/sie will sich zuprosten, will kichern, über die unmöglichen Studienbedingungen lästern und rauchen.

Um gerecht zu sein: Die Studierende will das alles. Der Studierende steht brav direkt vor der Bühne, versucht, so zu grooven, wie seine zwanzigjährigen Hüften es zulassen, und reagiert auf jede „Clap your hands“-Bitte von der Bühne. Sind gerade Semesterferien? Wenn nicht, woher haben die die Zeit? Und wenn ja, wieso arbeiten sie nicht auf den Feldern und in den Fabriken? Ist das Bafög wirklich gekürzt worden? Oder lernt man in BWL auch mit wenig Kies haushalten?

Auf dem Klo kann man die Studierenden belauschen, um vielleicht das Geheimnis ihrer Gutsituiertheit herauszuhören. „Ich komm zurück – und da steht er nackt vor mir“, sagt die eine. Es stimmt also, was einschlägige Blätter seit Jahrzehnten behaupten: Sie bessern ihr Bafög durch den Verkauf ihrer jungen Körper auf. Oh Gott. JENNI ZYLKA