Tote nach Kommunalwahlen im Kosovo

Bei den Kommunalwahlen gewinnt die Partei von Präsident Ibrahim Rugova vor den UÇK-Parteien. Die UN-Mission bedauert den Teilboykott durch die Serben. Die meisten ihrer Parteien hatten jedoch zur Teilnahme aufgerufen

PRIŠTINA taz ■ Etwas einsam steht ein UN-Polizist vor einer Schule im Nordteil Mitrovicas. Er soll den Ablauf der Kommunalwahlen im Kosovo überwachen. Doch niemand ist bisher zu dem Wahllokal gekommen, wo die OSZE-Wahlhelfer unter sich geblieben sind. Die serbische Bevölkerung im Nordteil der zwischen Albanern und Serben aufgeteilten Stadt Mitrovica boykottiert die Kommunalwahlen.

Und das, obwohl die meisten Parteien Serbiens wie auch einige Führer der Kosovoserben die rund 180.000 wahlberechtigten Kosovoserben zur Teilnahme aufgerufen hatten. Im Büro des bisherigen Bürgermeisters des serbisch kontrollierten Stadtteils, Oliver Ivanović, ist man nicht überrascht. „Meiner Ansicht nach sollten die Serben nur in jenen fünf Gemeinden wählen, wo wir auch die Mehrheit haben.“ Und offenbar ist seine Rechnung aufgegangen.

Immerhin, die Wahlen im Kosovo sind ohne Zwischenfälle verlaufen. Gestern allerdings wurde der Bürgermeister der Stadt Suva Reka, Uke Bytyq, und zwei seiner Mitarbeiter in einem Auto erschossen. Der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen. Bytyq war Mitglied der Demokratischen Liga Kosova (LDK) des Präsidenten Ibrahim Rugova.

Die Wahlbeteiligung mit etwas über 55 Prozent der insgesamt 1,32 Millionen Wähler ist zwar nicht sehr hoch, ist aber für Kommunalwahlen in der Region nicht außergewöhnlich niedrig. Auf der albanischen Seite haben die Wähler nach nichtoffiziellen Tendenzmeldungen – die offiziellen Ergebnisse sollen erst heute veröffentlicht werden – die Ergebnisse der letzten Parlamentswahlen bestätigt. So gewann die LDK wahrscheinlich die absolute Mehrheit im Parlament der mit 500.000 Einwohnern größten Stadt Kosovos, Priština, und wird auch im gesamten Land wieder zur stärksten Partei. Mit durchschnittlich um die 30 Prozent an zweiter Stelle liegt nach eigenen Angaben die Demokratische Partei Kosova des ehemaligen UÇK-Führers Hashim Thaci, dem es offenbar in sieben kleineren Gemeinden gelungen ist, die Rugova-Partei als stärkste Partei abzulösen. Die vor allem im Westen des Landes regional verankerte Partei AAK des Ex-UÇK-Kommandeurs Ramush Harandinaj dagegen musste wahrscheinlich Verluste einstecken. Als vierte Kraft profilierte sich die von bürgerlichen Kräften getragene „Neue Partei Kosova“ des Expremierministers im Exil, Bujar Bukoshi, die erst vor drei Monaten gegründet wurde und nur in sieben Gemeinden Kandidaten stellte. ERICH RATHFELDER