Sucht macht Sorge

Nach Kritik an staatlicher Lizenz für Online-Roulette: CDU-Gesundheitspolitiker erwägt die Finanzierung von Hilfsangeboten für Glücksspielsüchtige. Runder Tisch geplant

Die Koalition reagiert. Mit der Ankündigung, zumindest einmal zu prüfen, was SuchtexpertInnen seit Jahren fordern: dass der Senat Hilfsangebote für Glücksspielsüchtige bereitstellen muss. Nach der Kritik, die anlässlich der Eröffnung des On- line-Roulettes der Spielbank Hamburg diese Woche laut geworden war (taz berichtete), kündigt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dietrich Wersich, die Gründung eines „Runden Tisches Glücksspielsucht“ an. Dieser soll auch prüfen, ob die Stadt angesichts ihrer durch das Online-Roulette erwarteten Mehreinnahmen Beratungsangebote für SpielerInnen finanzieren kann.

Das ist bisher nicht der Fall – obwohl mindestens 8000 Menschen in Hamburg süchtig nach Glücksspielen sind. Seit vorigem Jahr ist diese Sucht von den Kassen als Krankheit anerkannt. Dennoch hat die Stadt für die PatientInnen bisher nicht einen Cent bereitgestellt.

Auch die CDU, die das Online-Roulette zusammen mit den Koalitionspartnern Schill-Partei und FDP lizensiert hat, sieht nach Wersichs Aussage das Anwachsen der Glücksspielangebote in Hamburg „mit großer Sorge“. Gerade das Online-Roulette aber hält Wersich nicht für ein Problem. Die Zugangskontrollen seien so hochschwellig, dass gesperrte Spieler und Minderjährige keinen Zugang hätten. Außerdem, so Wersich weiter, soll auf der Website der Spielbank ein Hinweis auf Beratungseinrichtungen erfolgen. Die es allerdings noch nicht gibt. Was die CDU offenbar nicht weiß: Denn „Glücksspielhilfeeinrichtungen“ sollen zusammen mit Spielbetreibern und Behörden an dem Runden Tisch sitzen, dessen Gründung die CDU morgen im Gesundheitsausschuss beantragen wird.

Mir dem Antrag versucht Wersich einem sich anbahnenden Streit mit der Opposition zuvorzukommen. SPD und GAL werfen der Regierungskoalition vor, das Online-Casino eröffnet zu haben, obwohl das Parlament sich noch nicht abschließend dazu geäußert habe. Sie haben angekündigt, beim Verfassungsgericht eine Organklage gegen die Konzessions-Vergabe einzureichen. ELKE SPANNER