Pleite auf breiten Schienen?

BSAG und Kanalbauer reißen für anderthalb Jahre Ostertor und Steintor auf: Kaufleute fürchten um ihre Existenzen, aber: Hinterher soll alles schöner sein

Die Kaufmannschaft in Oster- und Steintor in Aufruhr: Eine riesige Baustelle soll sich demnächst in drei Bauabschnitten zwischen Goetheplatz und Lüneburger Straße durchs Viertel fressen. Viele Einzelhändler fürchten um ihre Existenz: „Es herrscht sowieso schon Kaufzurückhaltung“, sagt Haushaltswarenhändler Norbert Caesar. Dennoch überwiegt bei ihm die Zuversicht: „Alle, die jetzt keine Probleme haben, sollten durchkommen.“

Es war am Dienstagabend in der Handelskammer: Die Bremer Sraßenbahn AG (BSAG) stellte den rund 120 Geschäftsleuten ihre Baupläne vor: Die Schienen am Sielwalleck müssen erneuert werden. Bei der Gelegenheit sollen sie für neue Fahrzeuge verbreitert werden. Das wirft das komplizierte Gleichgewicht der beengten Straßenverhältnisse über den Haufen: Es bleibt kein Platz für RadfahrerInnen zwischen Straßenbahn und Gehweg.

Zu den BSAG-Arbeiten gehört ein stabiles Betonfundament, unter dem die Kanalisation verschwindet. Deshalb haben am vergangenen Freitag Kanalbauer das Röhrensystem überprüft. Ergebnis: Die Kanäle halten nicht mehr lange, vor allem die Hausanschlüsse sind rott. Jetzt muss erst das Versorgungssystem erneuert werden, bevor die Betonplatten kommen. Damit erweitert sich die Baustelle bis an die Hausmauern heran, sodass die Gehwege auch erneuert werden müssen.

Das zuständige Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt hat das Amt für Straßen und Verkehr gebeten, den Straßenraum neu zu planen: mit breiteren Gehwegen und schmalerer Straße. Das würde die Aufenthaltsqualität für die FußgängerInnen erhöhen, wirbt Amtsleiter Robert Bücking. „Außerdem hätten wir mehr Raum für Parkplätze“, sagt er. Ein Nachteil würde bleiben: RadfahrerInnen könnten nur noch zwischen den Schienen vor und hinter den Bahnen fahren. „Laut ADFC ist das das Sicherste“, sagt Bücking.

Der erste Bauabschnitt zwischen Sielwall und Ziegenmarkt dauert etwa sieben Monate und beginnt 2003. Uneinig sind sich die Geschäftsleute, ob alle drei Bauphasen direkt hintereinander oder mit „Atempausen“ über die Bühne gehen sollen. Verkraftbar sei das das Riesenbaggerloch nur, wenn die Stadt – wie in der City – hilft, die Situation möglichst positiv zu gestalten, mit Buddel im Steintor. Oder dem „Strand, den es unter dem Pflaster zu entdecken gibt“, wie Bücking sagt. ube