Bauer kauft Kirch

Der Hamburger Verlagsriese Bauer und die HypoVereinsbank übernehmen Sender und Programmhandel der insolventen KirchMedia

MÜNCHEN dpa/taz ■ Die KirchMedia hat voraussichtlich einen neuen Hauptgesellschafter. Die insolvente Sender- und Programmholding der Kirch-Gruppe will mit einem Konsortium aus dem Heinrich Bauer Verlag und der HypoVereinsbank exklusive Übernahmeverhandlungen aufnehmen. Die Gläubiger hätten sich im Grundsatz für das Angebot des Konsortiums entschieden, sagte KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems. Der bisher unbestätigte Kaufpreis soll bei knapp 2 Milliarden Euro liegen.

Zur KirchMedia gehören neben der Mehrheitsbeteiligung an der Free-TV-Senderfamilie (Sat.1, Pro 7, Kabel 1, N 24) zahlreiche Produktionsfirmen und der Film- und Fernsehrechtehandelszweig der Kirch-Gruppe. Die ebenfalls insolvente KirchPay TV-Holding (Premiere) ist von der Einigung nicht berührt.

Allgemein wird damit gerechnet, dass sich die Sony-Tochter Columbia Tristar dem Konsortium anschließt. Sie brächte neben dem Zugang zu internationalen Märkten dringend benötigtes Fernseh-Know-how mit: Der Heinrich Bauer Verlag gehört mit einem geschätzten Jahresumsatz von rund 1,6 Milliarden Euro zwar zu den großen deutschen Medienunternehmen, sein Angebot beschränkt sich aber fast ausschließlich auf Zeitschriften (Bravo, TV Movie, TV Hören und Sehen, Neue Revue). Insgesamt gibt die Verlagsgruppe 116 Titel in zwölf Ländern heraus und gilt trotz Branchenkrise als finanziell kerngesund.

Der Deal bedeutet für Bauer ein erhebliches Risiko. Im Fernsehgeschäft war der Konzern mit seinen 31,5 Anteilsprozenten bei RTL 2 bisher lediglich Juniorpartner. Diese Beteiligung dürfte sich im Verlauf der weiteren Verhandlungen als nicht ganz unproblematisch erweisen: Hauptgesellschafter von RTL 2 ist die RTL Group, die mehrheitlich zu Bertelsmann gehört.

„Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis die Verträge unter Dach und Fach sind“, sagte Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter. Laut KirchMedia-Geschäftsführer Ziems ist bis Mitte Dezember mit konkreten Ergebnissen zu rechnen.

Bauer und die HypoVereinsbank, bei der die KirchMedia mit rund 460 Millionen Euro in der Kreide steht, hätten das beste Angebot abgegeben, sagte Ziems. Zudem wolle das Konsortium am Konzept eines integrierten Medienkonzerns aus Produktionsunternehmen und Sendern festhalten. Der Spiegel-Verlag und der Axel Springer Verlag, die ebenfalls als mögliche Partner von Bauer genannt wurden, seien nicht beteiligt. STG