„Wir wollen unter die Besten“

Die neue Business School will Nachwuchsmanager züchten. Wer sich bewirbt, braucht Führungsfähigkeit und 50.000 Euro pro Jahr. Sagt Präsident Derek F. Abell

taz: Herr Abell, heute startet das ehrgeizige Projekt der European School hier am Schlossplatz. Was ist Ihre Idee von dieser Schule?

Derek Abell: Wir bieten „Executive“-Programme an, das heißt, wir züchten die Fähigkeiten von Managern, die von ihren Unternehmen geschickt werden. Daneben bieten wir Studiengänge mit dem Abschluss des Master of Business Administration und des Master of Public Management an, aber das wird die Minderheit sein. Wir wollen damit unter die zehn besten Managementschulen weltweit kommen – ohne sie zu kopieren.

Wie unterscheiden Sie sich zum Beispiel von Harvard?

Durch unseren europäischen Ansatz. Es gibt keine Business School mit einem wirklich europäischen Konzept. Wir aber liegen schon vom Standort her an der Schnittstelle von Ost- und Westeuropa. Zudem wollen wir die Ausbildung exzellenter Manager des privaten und des öffentlichen Sektors verbinden.

Sie meinen, ein europäischer Manager hat Ahnung von mehr als nur von Wirtschaft?

Richtig, es geht um mehr als um Finanzgeschäfte. Amerikanische Business-Absolventen stehen häufig nur auf einem Bein. Wir wollen, dass unsere Leute auf zwei Beinen stehen. Man muss die Zusammenhänge in ihren Grundzügen verstehen. Deswegen nehmen wir gerade nicht nur Wirtschaftswissenschaftler auf, sondern lieber Ingenieure.

In Berlin gibt es gute Universitäten. Werden Sie mit denen Professoren austauschen?

Es ist wahrscheinlicher, dass die ESMT Kapazitäten und Wissen anderer Universitäten nutzt, die sie als Managementschule selbst nicht hat – zum Beispiel die technischen Studiengänge oder die Philosophie.

Deutsche sind oft skeptisch gegnüber der wissenschaftlichen Potenz von Business Schools. Sie sind von Humboldt infiziert, sie wollen Tiefgang. Sie dagegen betonen, dass Forschung nicht in Bibliotheken stattfinde. Wo dann?

Bei Wirtschaft geht es um aktives Handeln. Die Menschen und ihr Verhalten stehen im Mittelpunkt. Das kann man nicht in einem künstlichen Labor erforschen. Man muss in die Praxis gehen, zu ThyssenKrupp etwa oder zu BMW, die Konzernstrukturen analysieren und auswerten.

Wer wird diese Forschung an der EMTS betreiben – Ihre Doktoranden oder Professoren?

Forschung und Lehre sind nicht trennbar. Unsere Lehrer sind verpflichtet, neue Ideen zu entwickeln. Führungskräfte sind sehr wählerische Kunden. Unsere Kunden würden ausbleiben, wenn wir keine neuen Forschungserkenntnisse erbringen. Das verantwortliche Glied in der Forschung sind die Professoren. Studenten können nur ergänzende Erkenntnisse liefern.

In Berlin gibt es ungefähr 100.000 Studenten, darunter viele sehr gute. Wie können die an der ESMT studieren?

Sie brauchen einen ersten Abschluss – und drei bis fünf Jahre Berufserfahrung. Absolventen frisch von der Uni haben keine Chance. Unser Konzept erfordert ein Verständnis für Unternehmensorganisation. Erfahrung oder gute Abschlüsse allein reichen aber nicht. Für uns ist Führungsfähigkeit das entscheidende Kriterium bei der Auswahl von Studenten. Wir suchen Persönlichkeiten mit Potenzial und Verantwortungsbewusstein. Wir suchen Menschen, die die Welt bewegen.

Und Sie suchen zahlungskräftige Menschen. Ihre Gebühren sind nicht gerade billig?

Wir verlangen zwischen 40.000 und 50.000 Euro für ein Studienjahr. Das klingt zunächst nach sehr viel, ist aber üblich an Eliteschulen. Unsere Studenten haben zuvor bereits gearbeitet, sie haben gespart und leihen sich viel Geld. Sie wissen: Der Ertrag guter Bildung ist extrem hoch.

INTERVIEW: CHRISTIAN FÜLLER