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: Anders urlauben

„In 24 Stunden um die Welt“ (3sat, ab 7 Uhr)

Wow! Wahnsinn! 3sat! So kann man sich täuschen! Seit Jahren dümpelt der Drei-Länder-Sender mit absteigender Tendenz um Platz 17 auf der Fernbedienung herum.

Getreu dem 3sat-Slogan „anders fernsehen“ werden als Programmhöhepunkte die Teletipps vom Hausarzt, die Schweizer TV-Nachrichten und die Wiederholung des „Kommissars“ versendet. – Fernsehrecycling als Programmauftrag.

Aber nun dies: Die Sendung der Rekorde, ein wirkliches TV-Ereignis! Von sieben bis sieben düst der Zuschauer in 24 Stunden rund um die Welt, mit Zwischenstopps an wahrhaft ausgezeichneten Orten.

Denn die Weltkulturerbe-Konvention der Unesco feiert 30. Geburtstag. 730 Kultur- und Naturstätten wurden bislang in die World Heritage List eingetragen. Fast 100 dieser Orte sind die prämierten Rastplätze der heutigen Tour de Kultur rund um den Globus.

Peng! Pünktlich knallt der Startschuss in Weimar. Doch Schichtarbeiter oder katholische Extremsportler steigen erst gegen Mittag am ewig langen Jakobsweg zu. Der Pfad führt von Südfrankreich über die Pyrenäen nach Galizien und bietet seit einem Jahrtausend beste Trainingsmöglichkeiten für Millionen von Pilgern.

Für sportlich weniger oder religiös ganz anders orientierte Reisende empfiehlt sich zur Kaffeezeit die Bildungsetappe von Fes nach Kairouan in Tunesien, der heiligen Stätte des Islam und ersten in Afrika gegründeten arabischen Stadt.

Im telegenen Sauseschritt geht es weiter gen Osten. Im Senegal plappern die Pelikane, von Sansibar grüßen die Gewürze, in China winkt der Pekingmensch. Doch immer weiter: Petra, Dhofar, Buchara – was es alles gibt!

Um neun schnauft Weltkoch Vincent Klink im Teewagen die Darjeelingbahn herauf. Dann noch hurtig eine Verdauungszigarre auf Kuba angezündet.

Doch schon folgt schwere Kost: Antje Vollmer führt durch Orte, die Erinnerung und Mahnmal sind: Hiroshima, Auschwitz, Robben Island und die Solowetzky-Inseln.

Planschen im Barrier Reef, Gold schürfen in Brasilien und am Morgen geht die Sonne über Aachen wieder auf. Sitzlehnen hoch, Thrombosestrümpfe runter: Es ist geschafft. ALF IHLE