Neue Ader durch die alten Hafenreviere

Mit dem umgebauten Hansator ist ein „Meilenstein“ für die Überseestadt gelegt. Sonntag Großmarkt-Eröffnung

Auf einer Busrundfahrt durch die alten Bremer Hafenreviere konnten die Mitfahrenden gestern genau einen Radfahrer entdecken, genau ein Schiff die Weser aufwärts fahren sehen. Womit die beiden großen Handicaps der ehemaligen Hafenflächen benannt wären: Die ursprüngliche Nutzung durch Umschlags- und Lagerhallen, die von Schiffen aus aller Welt beliefert werden, neigt sich ihrem historischen Ende zu. Neue urbane Nutzungen, wie sie der Radfahrer signalisiert, erobern erst ganz langsam das unwegsame, noch immer von Zollzäunen und Sackgassen durchkreuzte Gelände.

Anlass der Busfahrt war die feierliche Freigabe des umgebauten Hansatores und die Eröffnung der neuen Konsul-Smidt-Straße durch Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) und Bausenatorin Christine Wischer (SPD). Das Hansator ist nach der Zufahrt zum Eduscho-Komplex die zweite Einfahrtmöglichkeit in den ehemaligen Überseehafen im Bremer Westen. Von dort führt nun eine zweispurige Straße mit begleitendem Fuß- und Radweg hinein in das inzwischen als „Überseestadt“ bezeichnete Gebiet zwischen Weser, Hafenrandstraße und Space Park-Gelände. Gleichzeitig dient die neue Straße als Zufahrt zum Großmarkt, der am Sonntag auf einer Fläche von über 16 Hektar neu eröffnet.

Der Neubau der Straße ist auch ein Kompromiss, der mit den Bewohnern des Waller Wied, geschlossen wurde. Sie wären ansonsten Hauptleidtragende des Schwerverkehrs zum Großmarkt gewesen.

Als „wichtigen Meilenstein zur Erschließung der neuen Überseestadt“ bezeichnete der Sprecher der für das Projekt verantwortlichen Überseestadt GmbH, eine Tochter der Bremer Investitions-Gesellschaft BIG, die Konsul-Smidt-Straße. Bis heute hat die landeseigene Gesellschaft rund 81,5 Millionen Euro für die Erschließung der Alten Hafenreviere aufgewandt. Am Beginn stand 1998 die Verfüllung des ehemaligen Überseehafens, auf dem jetzt der Großmarkt und die Kühlfirma Hameico platziert sind. Nach dem vom Bauressort entworfenen Konzept zur Weiterentwicklung der alten Hafenreviere umfasst die Überseestadt ein Areal von 300 Hektar, die sich bis 2018 mit neuem Gewerbe und auch Wohnbebauung füllen sollen. Die Wirtschaftsförderer rechnen bis zum Ende der Entwicklungszeit mit mehr als 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Damit zählt die Überseestadt zu einem der wichtigsten Entwicklungsgebiete der Stadt.

Die Ansiedlung des Großmarktes war in dieser Hinsicht umstritten. Galt er den einen als „Ankernutzer“ in den brachliegenden Hafenflächen, so nannten ihn andere einen „Pfropfen auf der Flasche städtischer Entwicklung“. Tatsächlich wirkte das rötliche Band des Fahrradweges angesichts der von Lastwagen befahrenen Großmarkt-Zuwegung ein wenig verloren. Andererseits wurden im Festzelt zur Hansator-Eröffnung auch schon Pläne für die Bebauung der Wasserkante mit Wohnungen präsentiert. Auch wenn diese Pläne weit in die Zukunft reichen: Sie markieren einen grundlegenden Nutzungswandel, der allerdings zur Zeit noch durch langfristige Verträge mit Lageristen – etwa im Holz- und Fabrikenhafen – verzögert wird.

Elke Heyduck

Die Eröffnung des Großmarktes wird am Sonntag von 11 bis 18 Uhr gefeiert