Zech für Zantke – alles vom Feinsten

U-Ausschuss: Ein kleiner Heizungsbauer erzählte der Kripo, was er über kriminelle Verbindungen in Bremens Bauszene wußte

Wer seine berufliche Existenz und seine Firma nur um der Wahrheit willen aufs Spiel setzt, muss schon ein wenig verrückt sein. Der Handwerker Andreas Pfob ist so einer. Eigentlich hatte er gern im Haus des Bau-Abteilungsleiters Gottfried Zantke in der Mathildenstraße gearbeitet, den Auftrag hatte er von Zechbau. Am Ende kam dann der Bauleiter H. von der Firma Zechbau und sagte: Entweder ein Drittel der Rechnungssumme wird auf die Baustelle Weserstadion-Ostkurves geschrieben, dann kommt das Geld sofort. Oder: Der Auftraggeber Zechbau beginnt eine komplizierte Detailprüfung der in der Rechnung des Subunternehmers aufgeführten Arbeiten. „Da wird kein Handwerker sagen: Das mache ich nicht“, sagte der Heizungsbauer gestern im Untersuchungsausschuss Zechbau.

Gewundert habe er sich damals eher, wie „dilettantisch“ das gemacht werden sollte: Der Abteilungsleiter von Zechbau kreuzte auf der Rechnung zum Beispiel die Heizungen an, die auf die Ostkurve geschrieben werden sollten. Und sagte am Ende, die alte Rechnung müsste verschwinden. Pfob hob sie auf. „Dass weiß doch jeder, dass es in der Ostkurve keine Heizungen gibt“, staunt er heute noch. Und nach seinen Rechnungen hat Zantke keine Heizungen in seinem Haus. „Kann es sein, dass einem Bau-Abteilungsleiter das nicht auffällt?“ Auch die Version, dass Zantke mit Zechbau einen Festpreis ausgehandelt hatte, der Umbau für die Baufirma mehr als doppelt so teurer wurde, kann laut Pfob nicht stimmen. Das sei eine „Kernsanierung“, nichts sei stehen geblieben, „kein Kabel, keine Leitung aus dem alten Gebäude ist drin geblieben“, sagte er. Und Zantke sei immer wieder mit neuen Änderungswünschen gekommen. Keine Baufirma muss sowas akzeptieren, wenn sie einen Festpreis ausgemacht hat. Allein damit die Küchendämpfe nicht über die Terrasse abziehen, habe er dann eine „20 Meter hohe Industrieanlage mit Schalldämpfung“ als Abzug eingebaut, „quasi ein Neubau“ sei hinter den alten Mauern entstanden, „alles vom Feinsten“.

Pfob war damals von Zechbau auch für den Einbau von zwei Badezimmern im Hause des Sportreporters Jörg Wontorra engagiert worden, der Werder sehr verbunden ist und heute im Aufsichtsrat des Sportvereins sitzt. Am Ende bekam er vom Bauleiter die Anweisung, alle Auftragszettel zu vernichten und die Rechnung auf eine Nummer zu schreiben. „Komisch“, fand Pfob damals, „man macht einen schicken Umbau und möchte dann in der Rechnung nicht genannt werden“. In der Zeitung war damals vom Steuerstrafverfahren Wontorras zu lesen, und der Handwerker schrieb die Rechnung auf die Nummer und machte sich seine Gedanken.

Als es dann über einen Bauauftrag am Sportgarten Munte – Betreiber: Zech, Hundsdörfer und Wontorra – Streit mit dem Bauleiter gab, kam es zum Bruch. Ein Zech-Prokurist habe ihm erklärt, wenn er bei der Kripo aussage, „hätte das Konsequenzen. Meine Phantasie reiche nicht aus, um mir das vorzustellen.“ Was ihm gesagt worden sei, „das finden Sie in keinem Krimi“.

Pfob war so verrückt, sich nicht zu beugen. Er ging zur Kripo. Weil ihm auch körperliche Gewalt angedroht worden sein soll, läuft jetzt ein Verfahren gegen den Prokuristen.

Böses Nachspiel: Pfob bekam keine Aufträge mehr, ihm wurden die Kreditlinien gekürzt, er musste sein Gewerbe abmelden.

K.W.