ein platz und viele pläne
: Architekturentwürfe für einen Ort mit gutem Namen

Der Alexanderplatz sollte auch unvollendet bespielbar sein

Hans Kollhoff erhielt 1993 den 1. Preis im zweistufigen Wettbewerbsverfahren zur Bebauung des Alexanderplatzes. Sein inzwischen reduzierter Plan, der ab 2003 realisiert werden soll, sieht zehn Hochhäuser einheitlicher Höhe (150 m) vor.

Diese sollen aus Blockstrukturen herausragen, die sich mit einer Traufhöhe von rund 30 Metern an den Bauten von Peter Behrens orientieren. Das Alexander- und Berolinahaus aus den Zwanzigern sind die letzten Relikte des „neuen“ Alexanderplatzes der Vorkriegszeit.

Ziel der damals stecken gebliebenen Neugestaltung war ein autogerechter Platz. Der derzeitige Platzraum wird nun entsprechend den Kollhoff-Plänen verkleinert, Freiflächen bebaut. Von den Gebäuden, die seit den Sechzigern hier stehen, soll bis auf das Haus des Lehrers und die benachbarte Kongresshalle alles abgerissen werden, um Platz für die Neubauten zu schaffen. Der Abrissorgie soll ein Alexanderplatz „aus einem Guss“ folgen. Aber für die vorgesehenen zehn kostspieligen Hochhaustürme, riesige Einkaufs- und Büroflächen müssen sich erst Investoren finden.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat im Mai zwar mit vier künftigen Bauherren vereinbart, dass bis 2006 die Sockelgeschosse fertig gestellt werden sollen. Die Türme sollen bis 2013 folgen. Wird der Zeitplan nicht eingehalten, drohen den Investoren allerdings keine Vertragsstrafen. Ein paar Sockelgebäude ohne Hochhäuser: So könnte mittelfristig die Zukunft des Alexanderplatzes aussehen. Büros und Ladenflächen gibt es in Berlin schließlich schon zur Genüge.

Wird der Kollhoff-Entwurf vollendet, droht dem Alex ein Dasein als steriles Klein-Manhattan. Schade, dass Daniel Libeskind mit seinem Entwurf 1993 nur den zweiten Platz machte. Er hat keinen Abriss vorgesehen. Der bestehende Platz sollte laut seinem Plan weitergebaut werden – Stück für Stück, wie es gerade benötigt wird.

Dieses flexible Konzept hätte schon längst begonnen werden können. Doch die Preisrichter kritisierten den Entwurf, der den Platz durch ein „Sammelsurium“ von Bauten „bedrängt und verletzt“. Auch Libeskinds Jüdisches Museum kam nicht als gefälliger Bau daher. Dennoch wurde es realisiert und sorgte für Furore – und für Begeisterung. LARS KLAASSEN