Da fehlt der ICE

Feierstunde mit Schokokeks: Bremer SchülerInnen haben van Gogh um das Notwendige ergänzt. Die Erfahrung: „Es war gar nicht so einfach, die Farben zu mischen. Und wenn sie alle waren, sie wieder genau so hinzukriegen.“

„Felder, mit kleinem Wagen“ hat van Gogh im Juni 1890 gemalt, im Juni 2002 haben sich Bremer SchülerInnen gedacht: Da fehlt der ICE. Also haben sie ihn bei ihrer Neuauflage des Bildes mit hineingemalt, im Hintergrund.

Die Museumspädagogin der Kunsthalle, Christine Campbell, hatte van Goghs Meisterwerk als Farbkopie an vier Schulen verteilt mit dem Auftrag, jeweils ein Viertel des Originalmotivs abzuzeichnen – originalgetreu, aber auch mit der Freiheit für eigene Ergänzungen. Beteiligt waren die Grundschule an der Admiralstraße, die Schule an der Düsseldorfer Straße, das Schulzentrum an der Brokstraße und die Gesamtschule Bremen-Ost. Gestern wurde das Gemeinschaftswerk in der Kunsthalle enthüllt: Feierstunde bei Gummibär und Schokokeks.

„Auf Probebildern haben wir die Technik gelernt. Und dann war es gar nicht so einfach, die Farben zu mischen und wenn sie alle waren, beim zweiten Mal wieder genau so hinzukriegen“, berichtet Tim von der Arbeit in der Grundschule an der Admiralstraße“ und Laura von der Schule aus der Düsseldorfer Straße meint: „Sehr schwer war es zu überlegen, wo was hingehört und das mit den dicken Strichen auftzutragen.“ An der Gesamtschule Bremen-Ost hatte man sich insgesamt ein halbes Jahr mit van Gogh beschäftigt und zuletzt einen ganzen Flur als Van-Gogh-Flur gestaltet – der allerdings zusammen mit anderen Gebäudeteilen aufgrund der PCB-Belastung im Schulgebäude der Gesamtschule Bremen-Ost geschlossen werden musste (siehe taz vom 5.9.2002).

Die SchülerInnen des Schulzentrums an der Brokstraße malten nicht nur, sie bastelten auch und schrieben: 250 grüne Karten sind entstanden, aus denen beim Aufklappen eine rote Blumen erwächst. Zudem entstanden kleine Reportagen über das Van-Gogh-Feld, das im August auf dem Rembertikreisel gepflanzt war. Koordinatorin Ingeborg Plate-Hoenen: „Wichtig ist, dass die Schüler Wertschätzung für künstlerisches Tun erhalten und dass eigener Ausdruckswille gefördert wird.“

Ende des Monats wird die Kunsthalle zusammen mit ihren Partnerschulen eine Postkartenaktion starten: Jede Schule hat eine Van-Gogh-Postkarte gestaltet, die Kunsthalle hat die Karten gedruckt, am 29. November werden die Postkarten an über 1.500 Luftballons in die Luft steigen. Auf Kartenfinder wartet in der Kunsthalle eine Überraschung. Eine Überraschung in Sachen Besucherzahlen hat die Kunsthalle auch diese Woche schon zu bieten: Dieser Tage wird der 50.000 Van-Gogh-Besucher erwartet, die Entwicklung der Zahlen liegt damit über Plan. Der Tipp für einen entspannten Ausstellungsbesuch: die Abendstunden. Am Dienstag, Freitag und Samstag hat die Kunsthalle bis 22 Uhr geöffnet. kli