vorlauf
: Geschichts-Soap

„Die SS – Eine Warnung der Geschichte“ (Di., 20.15 Uhr, ZDF)

Ooops, he did it again. – Mit Guido Knopp ist es nun mal wie mit Britney Spears. Entweder man mag ihn oder man mag ihn eben nicht.

Heute Abend tut er es jedenfalls wieder im ZDF. Worin allerdings die „Warnung der Geschichte“ liegt, bleibt im Dunkeln. Dort sitzen wie bei allen seinen Dokus auch die Zeitzeugen, grell vom TV-Spot beleuchtet.

„Heydrichs Herrschaft“ alliteriert die erste Folge des Sechsteilers, und dann knoppt es wieder so richtig: Neben den Originalbildern fügt das Autorenteam auf plumpeste Weise nachgestellte Szenen ein. Darunter brodelt stets die typische bedrohlich-dramatische Musik, die in Tempo und Lautstärke wellenförmig auf und nieder geht. Das ist der Rahmen, in dem Knopp Zeitgeschichte weichspült.

Das Dritte Reich ist sein Lieblingsthema, denn dort kann er leicht das Gute von dem Bösen trennen – und komplizierte Details weglassen.

„In seiner Biografie verdichtet sich die Geschichte der SS“, sagt Knopp über Heydrich. Vor allem birgt er Konflikte und Gegenpole in sich, das ist Voraussetzung für eine populäre Historien-Soap. Gleich zu Beginn krächzt die whiskey-sonore Sprecherstimme von Christan Brückner: „Junger, böser Todesgott wurde er genannt.“ Dann wird der SS-Mann als netter Familienvater und als musischer Mensch gezeigt – „Seine Liebe war die Geige“, informiert die Synchronstimme von Robert de Niro.

Der geigenumflorte Klangteppich ist besonders störend, wenn die Zeitzeugen zu Wort kommen. Ergreifende Geschichten von NS-Opfern bewegen auch ohne schmalzigen Hintergrund. Die Aussagen ehemaliger KZ-Wächter („Ich war zufrieden, ein SS-Mann zu sein.“) auch. Für solche Zeugnisse lohnt es sich, den Sechsteiler zu sehen.

Bei aller Kritik: Knopp und dem ZDF gelingt es wieder einmal, ein Thema zu setzen: Der Stern widmet sich bereits in der dritten Woche dem SD-Schergen Heydrich, über den noch immer keine Biografie vorliegt. Seit gestern liefert auch Bild die Serie zur Serie: „Hitlers Satan Heydrich“ – und erreicht üblicherweise Doku-resistente Bevölkerungsteile. SASCHA TEGTMEIER

(weitere Folgen jeweils Di., 20.15 Uhr im ZDF)