Das Käfig-Ei soll auch Käfig-Ei heißen

Verbraucherschützer fordern Grenzwerte für Acrylamid und umfassendes Informationsgesetz von Renate Künast

BERLIN taz ■ Verbraucherschützer fordern gesetzlich festgelegte Grenzwerte für das viel diskutierte Acrylamid. Der Plastikbestandteil entsteht in stärkehaltigen Lebensmitteln beim Backen und Frittieren. So können scheinbar harmlose Pommes, Chips und Kekse den Krebs erregenden Stoff enthalten.

Darauf wies gestern Edda Müller, Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherschützer (VZBV), in Berlin hin. Sie beklagte: „Zurzeit gibt es nur einen Schwellenwert. Da werden Firmen, die ihn erreichen, lediglich aufgefordert, an diesem Problem zu arbeiten.“ Dieser Schwellenwert liegt derzeit bei 1.000 Mikrogramm pro Kilo. Ein Grenzwert soll aber deutlich darunter liegen und gesetzlich festgeschrieben werden, so Müller weiter. Jedes Lebensmittel, das Acrylamid enthält, müsse dementsprechend dann auch gekennzeichnet werden.

Gleichzeitig fordert der VZBV eine umfassendere Kennzeichnung aller Lebensmittel. „Ein Käfig-Ei muss auch Käfig-Ei heißen und darf sich nicht hinter einem Code verstecken“, sagte Edda Müller. Es müsse für den Verbraucher erkennbar sein, wo und wie Lebensmittel hergestellt werden, ob sie Allergien auslösende Zutaten enthalten und ob es mit Gentechnik in Kontakt gekommen sind. Diese Informationen könnten etwa Scannersysteme liefern: Hält ein Kunde den Strichcode auf einem Lebensmittel unter einen Terminal, kann er die Zutatenliste abrufen. Die Kosten dafür sollten laut Müller von den Herstellern übernommen werden.

Darüber hinaus müsse ein umfassendes Verbraucherinformationsgesetz her, das, so Müller, „verbindliche Auskunftsansprüche“ gegenüber Unternehmen und Behörden festschreibe. Nach dem gescheiterten „Schnellschuss“ für ein Verbrauchergesetz im letzten Jahr fordern die Verbraucherschützer nun Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) auf, ein neues Gesetz fachlich kompetenter und besser vorzubereiten. Unterdessen wollen die Verbraucherzentralen mit einer bundesweiten Informationskampagne auf die Mängel der aktuellen Lebensmittelkennzeichnung aufmerksam machen. SUSANNE KLINGNER

Acrylamid-Forum im Internet: www.was-wir-essen.demonatlich aktualisierte Liste vieler Lebensmittel: www.bag.admin.ch/verbrau/aktuell/d/