Keine McJobs

Die Duisburger Zeitarbeitsfirma „Start“ zahlt seit 1995 Tariflöhne – und ist so erfolgreicher als viele andere

BERLIN taz ■ Seit 1995 schon zahlt die Zeitarbeitsfirma Start in Duisburg Branchentariflöhne. Inzwischen hat das Unternehmen 34 Niederlassungen in ganz Nordrhein-Westfalen und einen durchaus guten Ruf. „Im Gegensatz zu anderen Zeitarbeitsfirmen achten die darauf, wo sie Leute unterbringen“, so eine Arbeitslosenberaterin in Köln. In der Tat bemüht man sich, die Menschen nicht in McJobs zu platzieren: „Das Ziel ist die dauerhafte Beschäftigung“, so Sprecherin Klaudia Sauer zur taz.

Dass die Unternehmen dieses Angebot trotz der höheren Löhne zu schätzen wissen, zeigt die Übernahmequote: 50 Prozent der Start-LeiharbeiterInnen werden übernommen, so Sauer. Der normale „Klebeeffekt“ von Leiharbeitern beträgt im Schnitt 30 Prozent. Die Start-Leute punkten, weil sie eben mit dieser Hoffnung auf Übernahme kommen – und dementsprechend „motiviert“ sind, sagt Sauer.

Betroffene dagegen, die 1999 über Start bei Ford in Köln beschäftigt waren, sehen es etwas anders: „Entsprechend groß war die Bereitschaft, alles auszuhalten, was den Start-Arbeitern zugemutet wurde, und ständig sehr hohe Leistungen zu bringen“, heißt es in einem Erfahrungsbericht, den eine NGO namens „Wildcat“ im Internet veröffentlichte. „In den Betriebsferien, als viele Ford-Stammarbeiter durch Start-Arbeiter ersetzt wurden, stieg die Produktion pro Mann nach Angabe unseres Vorgesetzten um 40 Prozent“, heißt es in dem Erfahrungsbericht. Widerspenstige Ford-Arbeiter, so der Bericht weiter, seien damals durch willige Start-Arbeiter ersetzt worden.

Mit der Rezession beendete Ford allerdings die Zusammenarbeit mit Start. Auch die Verleihfirma konnte diese große Gruppe nicht auffangen. „In solchen Fällen müssen auch wir betriebsbedingt kündigen“, sagt Klaudia Sauer. Zu den 50 Prozent, die keinen Eingang in eine feste Beschäftigung finden, gehören denn auch 20 Prozent Entlassene, die eine Hälfte „betriebsbedingt“, die andere „verhaltensbedingt“. Weitere 25 bis 30 Prozent kündigen selbst – sei es, weil sie die Zeitarbeit satt haben, sei es, weil sie selbst einen Job fanden.

Seit dem 16. September 2002 fungiert Start Duisburg nun auch als Personal-Service-Agentur (PSA). Als solche verpflichtet sie sich, die Arbeitslosen vom ersten Tag an einzustellen. Als normale Leiharbeitsfirma dagegen zahlt Start erst, wenn eine Beschäftigung gefunden wurde. 7,80 Euro die Stunde für herumsitzende Arbeitslose – das tut weh und motiviert den Vermittler –, zudem winkt eine Prämie von bis zu 2.500 Euro vom Arbeitsamt.

Erfahrungen gibt es noch nicht, außer einer: von den 25 PSAlern, die das Arbeitsamt schickte, machten 10 gleich wieder kehrt: Zeitarbeit – nein danke, sagten die. HEIDE OESTREICH