Toleranz nicht dienlich

Auch Wohlfahrtsverband Soal lehnt Kita-Gutscheinsystem des Rechtssenats als „unverantwortlich“ ab

Nachdem die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände am Dienstag „schwerste Bedenken“ gegen das Kita-Gutscheinsystem angemeldet hat (taz berichtete), zieht nun der alternative Wohlfahrtsverband „Soal“ nach. Durch die neuen Bewilligungskriterien würden Kinder und Familien mit Migrationshintergrund und in sozialen Problemlagen „auf nicht vertretbare Weise“ aus den Kitas gedrängt. Soal-Sprecher Claus Reichelt stellt dazu fest: „Ein System, das zur Ausgrenzung von Teilen der Bevölkerung führt, kann einem gemeinschaftlichen Ziel des Miteinanders in Toleranz nicht dienlich sein.“ Auch sei es, so Reichert, „unverantwortlich“ die Bildungschancen der Kinder in Kitas zu unterbrechen, „nur weil die Eltern arbeitslos werden oder ein Geschwisterkind geboren wird“.

Soal und andere Verbände hatten sich fast ein Jahr zu dem Thema kaum geäußert. Aus einem Brief des Wohlfahrtsverbandes an Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) geht allerdings hervor, dass bei Gesprächen mit der Behörde vegeblich auf Änderung der Kriterien gedrungen wurde. Sollten sich diese nicht ändern, will Soal nun „den Systemwechsel nicht mittragen“. Reichelt schlägt dem Senator vor, abzuwarten, welche Mittel der Bund für die Kinderbetreuung zur Verfügung stellt und die Reform auf das Jahr 2004 zu verschieben. KAJ