Kita-Protest mit PEP im Theater

Personalversammlung der ErzieherInnen fordert mehr Anerkennung und mehr Geld für die frühkindliche Erziehung

Der Intendant hätte seine Freude daran gehabt: Morgens um neun Uhr war gestern das Theater am Goetheplatz brechend voll. Auf der Bühne agierten aber keine professionellen Schauspieler: Die MitarbeiterInnen der städtischen Kitas hatten Personalversammlung. Und schauten gebannt der Inszenierung der Beschäftigten der Spielhäuser zu, deren Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen sollen.

„Personaleinsparungsprogramm“ (PEP) heißt das Stück. „Bitte nehme Sie es nicht persönlich“, sagte der Leiter des Amtes für Soziale Dienste, Jürgen Hartwig, zu den Betroffenen, aber es sei die Vorgabe für ihn, bis 2005 124 Stellen zu streichen und die müsse er abarbeiten. Die Anwesenden nahmen es persönlich und protestierten lautstark. Senatorin Karin Röpke (SPD) gelang es, die Versammelten etwas zu versöhnen – mit dem Bekenntnis, sie sei „beeindruckt vom dem, was die Spielhäuser leisten. Meinen Sie, dass mich das kalt lässt?“

Zentrales Thema der Versammlung war die Lage in den Kitas. Katharina Hannstein trug grundsätzliche Überlegungen vor, wie die frühkindliche Erziehung und Bildung „ganz anders“ sein könnte. Kinder brauchten vielfältige Anregungen und verlässliche Zuwendung. Das Prinzip „Kleine Gruppen für große Kinder, große Gruppen für kleine Kinder“ sei grundsätzlich falsch. Die Arbeit mit Kindern müsse aufgewertet werden und auch für jemanden attraktiv sein, der Abitur gemacht und studiert hat. Die Kitas brauchten „Fachkräfte“, in Gruppen mit 20 Kindern mindestens zwei.

Das Publikum im Theatersaal wurde überrascht von einer Senatorin auf der Bühne, die dieser Analyse vollkommen zustimmte. „Wir müssen vieles völlig anders machen“, erklärte sie. Mehr Personal zu fordern, sei „völlig berechtigt“. Zur Personalausstattung meinte sie: „Ich sehe das auch so, dass wir da ziemlich am Ende sind.“

Aber noch nicht einmal Mittel für die ersten Schritte einer systematischen Sprachförderung in den Kitas seien vom Senat bewilligt. Wenn die Wirtschaftsberater von McKinsey Geld für die Kindererziehung als „Investition“ in die Zukunft bezeichnen würden, nehme sie das Argument gern auf, versicherte Röpke. K.W.